125.78 Brief RA Willy Katz an Oskar Samek

Materialitätstyp:

  • Typoskript mit handschriftlichen Überarbeitungen

Schreiberhände:

  • schwarze Tinte

Sender

DR. WILLY KATZ
Friedrichstraße 204
Berlin SW
Datum: 15. Februar 1932

Empfänger

An: Herrn | Rechtsanwalt Dr. O. Samek
Schottenring 14
Wien I
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Kollege!

In Sachen Kraus gegen Landsberg habe ichsofortige Beschwerde eingelegt und übersende Ihnen anliegendeine Abschrift derselben.

In Sachen Kuh möchte ich Sie bitten, mir noch eine voll-ständige Abschrift des betreffenden Urteils einzusenden. Ich hattees eine Zeit lang für möglich gehalten, dass man einfach aus denvorliegenden Titeln im vereinfachten Verfahren eine Vollstreckbar-keitserklärung erlangen könnte. Nach genauer Durchsicht desDeutsch-Oesterreichischen-Abkommens und der Haager Vereinbarungstehe ich, wie Sie, auf dem Standpunkt, dass man eine normaleKlage würde wird einreichen müssen und die vorliegenden Titel lediglichzur Begründung bezw. als Beweismittel für den geltendgemachtenAnspruch wird benutzen können.

In Sachen Städt. Bühnen möchte ich vorschlagen, neben derKlage auf Zahlung der Konventionalstrafe, es mit einem Feststellungs-antrag bewenden zu lassen. Ich glaube nicht, dass das Schiedsgericht die herrschende Notlage in Deutschland und insbesondere die Not-lage der Theater als psychisches Moment ganz ausser Rechnung

lassen wird und glaube nicht an eine starke Geneigtheit, nebender Konventionalstrafe sofort einen weiteren Schadensersatz-anspruch der, wie Sie zutreffend bemerken, durch Sachverständigen-gutachten nachzuweisen wäre, zuerkennen wird. Man liefe, meinerAnsicht nach, mit einem Antrag auf weitere Zahlung nur Gefahr,einen Teil der Kosten aufgebürdet zu bekommen. Ich stelle aberdie Formulierung des Antrages noch zurück, bis ich von IhnenNachricht über die Entscheidung von Herrn Kraus habe.

Mit herzlichen Grüssen zeichne ich in kollegialer Hoch-achtung

Ihr sehr ergebenerDr. Katz

Kraus Frankfurter städt. Bühnen