134.41 Brief Grete Klopstock an Samek

Materialitätstyp:

  • Typoskript

Sender

Grete Klopstock
Schelleingasse 23
IV.
Datum: 6. Dezember 1930

Empfänger

An: Herrn | Dr. Oskar Samek, | Rechtsanwalt
Schottenring Nr. 14
Wien/ I.
Seite von 3

Sehr geehrter Herr Doktor,

Mit Rücksicht auf die in der Verhandlung vom4. d.M. seitens des Privatanklägers Dr. Pisk vorgebrach-te Behauptung, dass ausser Dr. Bach er der einzigeMusikkritiker der Arbeiterzeitung ist und zur Illu-strierung, wie genau es da mit der Wahrheit genommenwird, erlaube ich mir, Ihnen, sehr geehrter Herr Doktor,beiliegend einen Ausschnitt aus der Arbeiterzeitung zuübermitteln, welcher einen musikkritischen Aufsatz unddie Besprechung von Musikaufführungen enthält. Der Ver-fasser des ersten Artikels – auch die nachfolgende Be-sprechung dürfte von ihm stammen – Herr Dr. Paul Frankl,schreibt, wie mir aus eigener Wahrnehmung bekannt ist,schon seit vielen Jahren Musikkritiken in der Arbeiter-zeitung und zeichnet seine Beiträge entweder mit vollemNamen oder mit dem Zeichen „fl“. Ich habe erst in jüng-ster Zeit – es sind seither ungefähr 14 Tage vergangen –eine mit „fl.“ gezeichnete Kritik in der Kunstrubrikder Arbeiterzeitung gelesen. Leider habe ich die Nummerdes Blattes nicht mehr vorgefunden. –

Dr. Pisk hat wohl nachträglich einschränkend,bemerkt, dass er der einzige Kritiker „für die Operette“sei und hat auch etwas von seiner „Vertretung im Verhin-derungsfalls “ gesprochen. Selbstverständlich kann eraber nicht behaupten, dass die Kenntlichmachung seinerPerson durch die Bezeichnung „der Musikfachmann“ gegeben

ist; denn es ist für den Leser wohl ganz unwichtig, obein Kritiker ständig Angestellter einer Zeitung ist,oder seine Beiträge nur fallweise „in Vertretung“ liefert.

Ich habe mich verpflichtet gefühlt, ihnen diese Mit-teilungen zu machen und zeichne mit dem Ausdruckemeiner vorzüglichsten HochachtungGrethe Klopstock

IV. Schelleingasse 23.

Kraus – Dr. Pisk 9. DEZ. 1930