136.35 Brief Samek an Heinrich Fischer

Materialitätstyp:

  • Durchschlag

Sender

Oskar Samek
Schottenring
I., Innere Stadt
Datum: 27. Juni 1931
Betreff: Kraus – Volksbühne
Diktiersigle: Dr.Sa/W

Empfänger

An: Wohlgeboren | Herrn Direktor Heinrich Fischer
Karlsbad
Seite von 2

Lieber Herr Direktor Fischer!

Da ich nun endlich weiss, wo Sie sicherzu erreichen sind, möchte ich eine Anfrage an Sie richten, um denBeweis zu haben, mit welchen Mitteln die Volksbühne die Angelegen-heit weiterführt. Herr Kraus hat mich ersucht, Ihnen bei Gelegen-heit dieser Anfrage seine herzlichsten Grüsse und seinen bestenDank für das Telegramm zu übermitteln.

In der Sache selbst: Dr. Laserstein schreibt mir am 17. Juni, der Anwalt der Volksbühne Dr. Joseph habe ihm mitgeeteilt, „Herr Direktor Fischer führe für Herrn Kraus neue Vergleichsverhandlungen. Herr Kraus wird voraussichtlich aufdie 1500 Mark verzichten, wogegen ‚Die Unüberwindlichen‘ in denAbendspielplan aufgenommen werden.“ Am 18.6. ergänzt er diese Mit-teilung durch die folgende konkretere: „In Sachen VolksbühneFackel habe ich Ihnen bereits über die Nachricht der VolksbühneBescheid zukommen lassen. Rechtsanwalt Joseph schreibt an michfolgendermassen: ‚In pp. teile ich Ihnen ergebenst mit, dasszwischen der Volksbühne und Herrn Direktor Fischer, der Vollmachtvon Herrn Karl Kraus hat, verabredet worden ist, dass nach derRückkehr des Herrn Karl Kraus aus Karlsbad eine Einigung erzieltwird, wonach sich die Volksbühne verpflichtet, das Stück ‚DieUnüberwindlichen‘ in den Abendspielplan zu übernehmen unter derVoraussetzung, dass Herr Karl Kraus auf die RM 1500.– verzichtet.Sollte eine Einigung nicht zustande kommen, so wird veranlasst,dass der angeforderte Betrag Ihnen überwiesen wird.‘Ich darf dazu bemerken, dass ich es für falsch hielte, wenn HerrKraus auf die RM. 1500.– verzichten und selbst die Kosten tragenwürde und bitte um Anweisung, ob ich die Zwangsvollstreckung vor-nehmen soll.

Ich habe Dr. Laserstein am 23.6. beide Briefe beant-wortet und lege Ihnen eine Abschrift dieses Briefes bei, aus derSie alles weiter Notwendige entnehmen können.

Ich bitte Sie nun mir mitzuteilen, was an der Sachewahr ist, um, wenn es sich um eine Erfindung des RechtsanwaltesJoseph handeln sollte, gegen diesen vorgehen zu können.

Mit vielen herzlichen Grüssen und ergebener Hoch-achtung

bin ich Ihr

1 Beilage

KrausVolksbühneexp. 27.6.1931