136.41 Brief Samek an Heinrich Fischer

Materialitätstyp:

  • Durchschlag

Sender

Oskar Samek
Schottenring
I., Innere Stadt
Datum: 14. Juli 1931
Betreff: Kraus – Volksbühne
Diktiersigle: Dr.S/Fa.

Empfänger

An: Herrn | Direktor Heinrich Fischer
hof. Post, Jenbach, Tirol
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Direktor,

Empfangen Sie meinen besten Dank fürIhren Brief vom 8. Juli 1931. Ich hatte diesen erwartetenBrief bei Ihnen schon in Karlsbad betrieben, und es dürfteIhnen das Schreiben nachgesendet werden. Ich muss Sie nochum Entschuldigung bitten, dass ich Sie immer und immer wiederbemühe und bedränge, aber es geht nun leider einmal in dieserSache nicht anders.

Fräulein Marienschek lässt Ihnen herz-lich für die Grüsse und Ihre freundlichen Versuche dankenund wird Ihnen wahrscheinlich selbst schreiben. Wenn es Ihnengelänge, ihr, wenn Sie einmal in München sind, weiter behilf-lich zu sein, wären sie und ich Ihnen zu grösstem Danke ver-pflichtet. Ich hoffe, dass Ihnen die Kur in Karlsbad und dieErholung am Achensee gut anschlagen wird und dass Sie ganzgesund werden. Am Achensee war ich vor zwei Jahren und habeihn überwältigend schön gefunden. Hoffentlich ist das Wetterzufriedenstellend.

Bei dieser Gelegenheit muss ich Ihnennoch etwas mitteilen. Ich hatte vor kurzem einen Prozess ge-

gen eine Schauspielerin Marie Waldner, die seinerzeit beiJarno angestellt war. Der Prozess ging wegen Bezahlung desKaufpreises von Möbelstücken, den Jarno der Frau Waldner von der Gage in Monatsraten von S 100.– abzuziehen sich ver-pflichtet hatte. Jarno wollte dann nicht zahlen, wurde aberverurteilt. Ich habe von diesem Prozess, der ein ganz eigen-tümliches Licht insbesondere auf den jungen Jarno warf, HerrnKraus erzählt, der sich erinnerte, dass Frau Waldner in einemNestroystück, das er seinerzeit im Lustspieltheater aufführengeholfen hat (Eine Wohnung zu vermieten) als besonders gutaufgefallen war. Er fragte mich, wo Frau Waldner jetzt imEngagement sei und als ich ihm sagte, dass Sie als Zeuginsich als engagementslos bezeichnet habe, meinte er, man sollSie auf diese Schauspielerin aufmerksam machen, ohne dass diesetwa eine Protektion sein soll.

Indem ich Sie vielmals herzlichstgrüsse,

bin ich Ihr ergebener

Betr. KrausVolksbühne exp. 14.7.1931.