142.4 Brief Th. Knaur Nachf. Verlag [Adalbert Droemer] an Samek

Materialitätstyp:

  • Typoskript

Sender

Adalbert Droemer
Prager Strasse 14
Berlin W 50
Datum: 12. Februar 30
Diktiersigle: K/Dr/Di

Empfänger

An: Herrn | Rechtsanwalt Dr. Oscar Samek
Schottenring 14
Wien I
Stempel: Theodor Knaur Nachf. Verlag
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Doktor,

der Unterzeichnete erwidert auf Ihren Brief vom5.cr., dass er mit Herrn Kraus keinen Verlagsvertrag abge-schlossen hat.

Vielmehr hat die Firma Richard Lanyi mir unterm28. Dezember 29 mitgeteilt, dass ihr Herr Kraus den Verlagder „Letzten Tage der Menschheit“ für eine neue billige Aus-gabe übergeben würde. Sie könne aber allein diesen nicht über-nehmen und frage daher bei mir an, ob meine Firma das Werk mit ihr gemeinsam herausgeben wolle. Bald darauf teilte Lanyi mir telegraphisch mit, dass „ein anderer grosser Verlag bereitsei, mit ihm das Werk im Frühjahr herauszugeben“. Auch daraufentschied ich mich nicht, sondern erklärte nur meine Bereit-willigkeit, bei einer eventuellen Anwesenheit in Wien darübermit ihm zu sprechen. Am 6. Jan. ds.Js. stellte er mir daraufein Ultimatum auf eine Woche. Ich gab ihm darauf unterm 9. Jan.völlig freie Hand, erklärte mich aber gleichzeitig bereit,mit Herrn Kraus bei seinem Berliner Aufenthalt zu sprechen.Darauf fanden zwei Gespräche zwischen mir und Herrn Kraus statt.

In diesen wurden Einzelheiten eines eventuellenVerlagsvertrages besprochen, auf die sich Herr Kraus nicht zuäussern vermochte. Er erbat deshalb von mir einen schriftlichenUeberblick über den Verlagsplan, den ich ihm nach Rücksprachemit meinen Sozien, die ich dafür erst gewinnen müsste, zusenden versprach. Ich hatte auch versprochen, gleichzeitig dieGutenberg-Gilde zu veranlassen, mit einem grösseren Quantumsich an dem Verlags-Unternehmen zu beteiligen.

Meine Reise hat sich länger hingezogen, als icherwartete, und da ich auch von der Gutenberg-Gilde noch keinedefinitive Aeusserung erhalten hatte, habe ich die versprochenenMitteilungen noch nicht Herrn Kraus zugehen lassen. Auf IhrenBrief hin habe ich nun bei der Gutenberg-Gilde angefragt und

einen ablehnenden Bescheid erhalten. Da auch meine Soziensich mit dem Plan vorläufig noch nicht so recht befreundenkönnen und ehe sie sich entschliessen, eine genaue Angabeüber das zu liefernde und dem Werk anzuheftende Idioticon(Worterklärungen) erhalten möchten, so hat es keinen Zweck,dass ich Ihnen jetzt schon Vorschläge mache, die unter allenUmständen noch sehr viele Abänderungen bedürfen werden.

Da ich nach wie vor persönlich an Herrn Kraus undseinem Werk Interesse nehme, so bitte ich, sich zu gedulden,bis ich in der Lage bin, wirklich positive Vorschläge zumachen. Sollte Herr Kraus unter diesen Umständen den ihmvon anderer Seite gemachten Vorschlag akzeptieren, so würdeich selbstverständlich keinerlei Ansprüche erheben.

HochachtungsvollDroemer