144.25 Brief Samek an Sigismund von Radecki
Materialitätstyp:
- Durchschlag
Sender
Oskar SamekSchottenring
I., Innere Stadt
Empfänger
An: Wohlgeboren | Herrn Sigismund von RadeckiAugsburgerstrasse 44 | Pension Duncan
Berlin W 50
Sehr geehrter Herr von Radetzky!
Sie haben seinerzeit mit dem Verlag S.Fischer wegen der Herausgabe eines Auswahlbandes Peter Altenberg verhandelt und die Abmachungen getroffen. Wie Ihnen noch erinner-lich sein dürfte, hat der Verlag S. Fischer später die Herausgabedes Auswahlbandes abgelehnt und sich zwar formell auf den Stand-punkt gestellt, es sei kein bindender Vertrag geschlossen worden,aber Herrn Kraus es anheimgestellt, den Auswahlband in einem anderenVerlag herauszugeben. Da sich nunmehr dieser andere Verlag gefundenhat, die Erbin Peter Altenberg’s, die Kinderschutz- und Rettungs-gesellschaft in Wien aber die Zustimmung des Verlags S. Fischerdirekt zu erhalten wünschte, habe ich mich mit dem Verlag S. Fischerin Verbindung gesetzt und ihn aufgefordert, die Kinderschutz- undRettungsgesellschaft in Wien von der Freigabe der Herausgabe desAuswahlbandes für Herrn Karl Kraus zu verständigen. Bei dieser Ge-legenheit verlangte S. Fischer die Bekanntgabe des Verlags und dieListe der Stücke, die in dem Auswahlband aufgenommen werden sollten.
Ich habe S. Fischer die letztere eingesandt und er liess mir durchseinen Anwalt zu diesem Punkte mitteilen, dass die Berechnung dervon Herrn Kraus in Aussicht genommenen Abdrucke aus den verschiedenenWerken von Peter Altenberg ergeben hat, dass das Buch ca. 600 Seitenumfassen würde. Dies sei vom allgemeinen buchhändlerischen Standpunktnicht wünschenswert, da ein Auswahlband in dieser Stärke nicht demüblichen entspreche und gehe auch um etwa 200 Seiten über das hinaus, was seinerzeit in Aussicht genommen war.
Ich bitte Sie nun mir mitzuteilen, ob und was über dieStärke des Auswahlbandes seinerzeit von Ihnen mit dem S. Fischer Verlag vereinbart wurde, ob etwa dem S. Fischer Verlag schon damals eine Listeder aufzunehmenden Stücke übergeben wurde oder ob Fischer irgend eineBeschränkung des Auswahlbandes gewünscht hat. Falls Sie im Besitzeirgendwelcher Korrespondenz mit dem Fischer Verlag sein sollten, sobitte ich Sie mir solche entweder im Original oder in Abschrift ein-zusenden.
Mit herzlichen Grüssen Ihr ergebener
Kraus – Altenberg Auswahl exp. 9.6.1931