144.41 Mitteilung von Kraus an Unbekannt [Samek?]

Schreiberhände:

  • Frieda Wacha, Bleistift

Materialitätstyp:

  • Durchschlag mit handschriftlichen Annotationen
Datum: 20. August 1931
Seite von 1

Dank und viele Grüße! „Zauberberg“ ist meines Erinnerns direkt nach Wien gesandt worden, aber meines Erinnerns auf Aviso Radeckis. Ob die Alten-berg-Bücher nach Wien kamen oder in Berlin von Radecki übergeben wurden,weiß ich nicht mehr. Mitnahme von Wien wäre unwahrscheinlich gewesen,eher wahrscheinlich Mitnahme von Berlin nach Ostseeaufenthalt, wo daranarbeitete. Es kann aber auch sein, daß alles nach Wien gelangte. Viel-leicht weiß das der Verlag. Dieser könnte auch wissen, ob auf Brief eineAntwort erfolgte. Ich erinnere mich an den Brief nicht. Die Fixierungvon 400 Seiten wäre mir als absurd und unannehmbar erschienen, schon alsWiderspruch zu der bestimmt vorher bekanntgegebenen Bemessung auf 600(ev. 700). Ich hätte mich auf Basis 400 nicht auf die Arbeit einlassenkönnen und die Bände bestimmt nicht an die Ostsee mitgenommen. Sollteder Brief gekommen sein, so wäre er im Verlag. Dann läge eine Ge-dächtnistäuschung vor; in diesem Fall aber hätte ich den Punkt: 400 Sei-ten nicht beachtet, da die Arbeit auf dieser Basis unmöglich gewesenwäre. Gearbeitet wurde auf Basis 600 bezw. 800 mit Weglassungsmöglich-keit 200 Seiten. Es könnte, wenn Brief kam, auch so sein, daß in Berlin via Radecki der Punkt bereinigt und 600 Minimum sichergestellt wurde.Ich erinnere mich aber an 400 Seiten überhaupt nicht. Eine Antwort, dieS. Fischer erwartet hat, müßte vom Verlag oder Radecki erteilt wordensein. Wenn nicht, ist der Brief nicht eingelangt. Auf die BemerkungErfahrungsgemäß … verloren zu gehen“ wäre als auf einen planen Un-sinn zu reagieren: Postsendungen werden in der Regel zugestellt, dieErfahrung lehrt, daß dies manchmal nicht der Fall ist. Die Erfahrung kann aber nie „lehren“, daß Postsendungen nicht verloren zu gehenpflegen. Das fehlte auch noch, daß sie verloren zu gehen pflegen. Nurein rek. aufgegebener Brief ist ein Beweisstück. (Aber selbst solche kön-nen verloren gehen). Wichtig ist folgendes: Heinrich Fischer, München,sagt aus, daß S. Fischer bei der Übertragung der Autorrechte mit keinemTon sich auf eine brieflich bemessene Seitenzahl 400 berufen habe. Erglaubt sich aber (dunkel) zu erinnern, daß bei Vorweisung der Korrespon-denz ihm gesagt wurde: Und dann liegt auch ein Brief vor, dessen Abschrift aber verloren gegangen ist. S. Fischer scheint also diesenBrief für einen Vertragsabschluß gehalten zu haben. Diesen hat er ge-leugnet, will aber jetzt ein Detail als bindend hinstellen. Wesentlichist, daß er bei Freigabe des Autorrechts sich auf die Seitenbemessungnicht berufen hat. Das bezeugt Fischer. Ich glaube, man könnte es draufankommen lassen. Mit 400 Seiten ist das Buch nicht herauszubringen.

Für Dr. Katz: daß jemand anderer als der Herr Hildenbrandt angeklagtwerden sollte, davon war ja wohl in dem Brief an Dr. Katz nichts er-wähnt. Worauf er vielleicht aufmerksam zu machen wäre; es versteht sichja von selbst, daß bloß der verantwortliche Redakteur anzuklagen ist.Ob die Berichtigung datiert war, weiß ich nicht; auch nicht, ob das re-levant ist. Selbstverständlich waren Wohltätigkeitsvorlesungen als sol-che öfter auf Plakaten angezeigt, was doch als dem Zweck förderlich not-wendig und einwandfrei ist. Das ist aber das gerade Gegenteil von einerangeblichen Plakatierung, daß irgendjemandem ein Betrag zugewendet wurde.Solches ist natürlich nicht geschehen. Der Unterschied im Adjektivum„jede“ kommt also wohl gar nicht in Betracht, da der Ludwig ja behaup-tet, daß nachträglich auf Plakaten renommiert wurde, während bloß, wiees sich gehört, die Absicht die Erträgnisse von Vorlesungen Kriegsfür-sorgen oder sonstigen Zwecken zuzuwenden, angezeigt und die Abführungder Summe ordnungsgemäß regelmäßig ausgewiesen wurde. Der Hinweis aufdas „vorangegangene Lob der literarischen Gesamtleistung“ kann umso weni-ger gelingen, als ja gerade durch die UnterscheidungAls Charakterverliert er die Partie“ die Absicht der ethischen Herabsetzung evidentwird. Dies wäre wohl dem Dr. K. zu sagen

Erbitte Ihre Mitteilung, wasHerrn K. zu antworten istWenn möglich bis 5 Uhr