145.2 Brief RA Max Hirschberg an Samek

Materialitätstyp:

  • Typoskript

Sender

Dr. MAX HIRSCHBERG
Briennerstraße 9/II
München 2 NW
Datum: 2. Mai 30
Diktiersigle: 2.A.

Empfänger

An: Herrn | Rechtsanwalt Dr. Oskar Samek
Schottenring 14
Wien I
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Kollege!

In Sachen Karl Kraus ./. Stadttheater Augsburg bitte ich zuentschuldigen, dass ich auf Ihren Brief vom 18., eingegangen 23.4.30erst heute antworte. Ich war eine Woche verreist. Ich würde sehrgerne bereit sein, Herrn Kraus wieder zu vertreten und auf ein Sonder-honorar würde ich in einer Sache, deren Erlös den Kriegsblinden zugutekommt, selbstverständlich keinen Anspruch erheben. Ich bin aber indieser Sache gehemmt dadurch, dass ich in einer anderen Sache vorkurzem in sehr langen und schwierigen Verhandlungen mit Herrn Bürger-meister Ackermann zusammengearbeitet habe. Die Führung dieser Sachedauert noch fort. Da sich die Ansprüche wegen Urheberrechtsverletzunggegen das Stadttheater Augsburg richten, das der Stadt gehört und daHerr Ackermann zugleich Vorstand der Volksbühne ist, muss ich eine Kollision

für gegeben erachten. Ich empfehle die Führung der Sache HerrnRechtsanwalt Bernstein, der auch Syndikus des Journalisten- undSchriftsteller-Verbandes ist, zu übertragen. Im Falle Ihres Ein-verständnisses würde ich ihm die Unterlagen hinübergeben.

Mit vorzüglicher kollegialer HochachtungHirschberg Rechtsanwalt.

KrausAugsburger Stadt-theater5. MAI 1929