In der Arbeiter-Zeitung vom 5. Dezember 1930 erschien auf Seite 11 in der Rubrik Recht und Gericht ein Be-richt über eine gegen mich durchgeführte Verhandlung unter demTitel „Ehrenbeleidigungsklage gegen Karl Kraus“. Ich habe demBeschuldigten durch meinen Anwalt am 30. Dezember 1930 eineBerichtigung zugeschickt, die ihm am 3. Jänner 1931 zugestelltwurde. Die Berichtigung wurde nicht veröffentlicht.

Berichtigt wurden folgende Tatsachen:1.) die Behauptung, dass ich in einer aktuellen Zeitstrophe derBlaubart-Vorlesung Herrn Dr. Pisk beschimpft habe;2.) dass ich die im Bericht angegebenen Worte verwendet habe;3.) dass die Verhandlung infolge steter Vertagungsanträge meinesVerteidigers nicht stattfinden konnte;4.) dass mein Verteidiger vorgebracht hat, dass mit den Schimpf-worten Pisk gar nicht gemeint worden sei;5.) dass die von der Verteidigung geführten Zeugen bestätigensollten, dass ich das, was ich gesagt habe, nicht gesagt habe;6.) dass der Verteidiger einen Wahrheitsbeweis dafür anbot, dassPisk auch Musikkritiken für ein Berliner bürgerliches Blatt ge-schrieben hat;7.) dass der Richter den Wahrheitsbeweis für die behauptetenBeleidigungen nicht zugelassen habe.

Beweis: Die Nummer der Zeitung vom 5. Dezember 1930,das Berichtigungsschreiben vom 30. Dezember1930.

Ich stelle durch meinen mit beiliegenderVollmacht ausgewiesenen Anwalt folgende

Anträge:1.) Anberaumung einer Hauptverhandlung;2.) Ladung des Beschuldigten;3.) Verlesung des Berichtigungsschreibens und der vorgelegtenZeitungsnummer ;4.) Bestrafung des Beschuldigten und Erkenntnis auf Veröffent-lichung der Berichtigung;5.) Verpflichtung des Beschuldigten und zur ungeteilten Handmit ihm des Eigentümers sozialdemokratische ArbeiterparteiDeutschösterreichs, des Verlegers und Herausgebers Verlag derArbeiter-Zeitung Dr. Adler-Emmerling, sämtliche in Wien V.,Rechte Wienzeile Nr.97 zum Ersatz der Verfahrenskosten.

Karl Kraus.