173.15 Brief Verlag Die Fackel an Universal-Edition

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Sender

VERLAG „DIE FACKEL“
HINTERE ZOLLAMTSSTR. 3
WIEN, III.
Datum: 26. Februar 1932

Empfänger

An: die Universal-Edition
Wien I.
Seite von 1

Sehr geehrte Herren!

Wie aus den uns soeben übersandten Kritiken des PragerSozialdemokrat“ und der „Deutschen Presse“ zu ersehen ist, hat dieRegie der „Madame l’Archiduc“ nicht nur, wenigstens zum Teil, denvom Autor des deutschen Textes an Ort und Stelle beanstandeten Un-fug für die Aufführung beibehalten, sondern auch an Ort und Stellenicht wahrgenommene Abweichungen vom Text (die schon nach dem Wort-laut der Verträge unstatthaft sind) sich erlaubt und außerdem einewiderwärtige Entstellung, die durch die folgende kritische Bemerkungbewiesen scheint: „Der zweifelhafte Spaß, nach dem unvergleichlichenA B C-Sextett, von dessen zauberhafter Wirkung im Vortragssaal aller-dings die Wiedergabe auf der Bühne nur wenig ahnen ließ, das Bildeines Esels zu Häupten der Verschworenen zu halten, – – u.s.w. stör-ten den künstlerischen Gesamteindruck“.

Da Herr Karl Kraus keineswegs gesonnen ist, seinen Namenmit derartigen Erbärmlichkeiten verbinden zu lassen, und noch weni-ger gewillt ist, zu dulden, daß der wehrlose Offenbach, den er dochgegen Schändungen schützen wollte, nunmehr unter dem Namen desSchützers entehrt wird – denn sonst wäre er ja der Esel, den einlauniger Buffo zu Häupten der Verschworenen hält –, so richten wiran Sie die Frage, was Sie für den gegebenen Fall wie für künftigeFälle unternehmen wollen, um den Sinn, in dem er Offenbachs undsein Werk Ihrem Verlage anvertraut hat, nicht in sein Gegenteil ver-kehren zu lassen.

Mit vorzüglicher Hochachtung