176.4 Brief Städtische Bühnen Essen (Rudolf Schulz Dornburg) an Universal Edition (Hans Heinsheimer)

Materialitätstyp:

  • Durchschlag

Sender

essener städtische Bühnen | der operndirektor | rudolf schulz-dornburg | generalmusikdirektor
essen
Datum: den 31. märz 1932

Empfänger

An: die | universal-edition
karlsplatz 6
wien I
Seite von 2

sehr geehrter herr heinzheimer!

die angelegenheit mit herrn kraus ist gelinde gesagt unbegreif-lich. ich schicke Ihnen hier die abschrift eines briefes mit,auf den ich überhaupt keine antwort bekommen habe und wieder-hole ihnen, dass meine eingriffe in das ganze mit grösster lie-be geschehen sind und wie mir scheint aus einer kenntnis deswerkes heraus, die herr kraus mir als musiker und auf grundmeines namens wohl zutrauen dürfte.

als ich das werk annahm, habe ich es lediglich aus einer glü-henden liebe für kraus, seine bearbeitung und für offenbach überhaupt getan, trotzdem ich wußte, dass sich die hiesige öf-fentlichkeit in kritik und publikum dagegen stellen würde, weilman hier eben unter dem begriff operette etwas anderes verstehtund verstehen will. da man sich seit monaten über die sogenann-te offenbach-renaissance lustig macht, war die geschichteschwierig genug, einzig und allein also der ernste wille, demwerk zu einem erfolg zu verhelfen, hat mich zur annahme ge-bracht. dass ich mich entschloss, die aufführung selbst zu ins-zenieren und dirigieren, beweist ja wohl weiter, dass ich esernst genug genommen habe. die eigentlichen änderungen, die ichvorgenommen habe, sind kürzungen einesteils aus gründen der zulangen dauer des werkes, andernteils aus der tatsache, dass ichwährend meiner proben geradezu vom unglück verfolgt wurde undeine absage nach der andern erlebte. wir haben das werk deshalbimmer wieder verschoben; allerdings musste der termin gehaltenwerden und ich war gezwungen durch die krankheit des sehr ner-vösen erzherzogs kürzungen vorzunehmen.

ich glaube aber, dass der hiesige eindruck so ist, wie herrkraus ihn sich gedacht hat und wünsche nur, dass sich einer vonIhnen die aufführung ansieht, auf die ich stolz bin und die inihrer ganzen leichtigkeit geradezu an mozart erinnert. der

scharfe angriff gegen unsere arbeit verletzt mich ausser-dem, weil wir mit allen mitteln versuchen, das werk durch-zudrücken. so habe ich z.b., als mein erzherzog für 5 wo-chen zuckerkrank geschrieben wurde, die rolle des erzherzogsselbst übernommen.

wenn ich mich überhaupt entschliessen würde, auf grundeines juristischen paragraphen etwas nachträglich wieder zuändern, so könnte es nur das finale des letzten aktes sein,das ich, wie Sie aus dem brief sehen, ebenfalls nur geän-dert habe, um die apotheose auf offenbach nicht zu deutlichwerden zu lassen.

im übrigen habe ich weiter für das werk geworben wo ichkonnte und bitte Sie bei dieser gelegenheit, herrn zwissler in darmstadt textbuch und eingerichteten klavierauszug zuübersenden, er interessiert sich stark für das werk.

für heute mit bestem grußSchulz-Dornburg