187.21 Brief RA Johann Turnovsky an RA Friedrich Bill

Materialitätstyp:

  • Typoskript

Sender

Johann Turnovsky
Vodičkova
Prag
Datum: 10.I.1934
Betreff: Karl Kraus ca: AUFRUF

Empfänger

An: P.T. | Herrn Dr. Friedrich Bill, Advokat
Krakovská 13
Prag II
Seite von 2

Abschrift

Ich erhielt Ihren Brief vom 9. l.M.,zu dem ich, noch bevor ich Gelegenheit habe, meinem Man-danten von dessen Inhalte Mitteilung zu machen, folgendesbemerke:

Die stenografische Aufzeichnung desSatzes „Karl Kraus legt auf die Feststellung Wert …kann deswegen nicht nach meinem eigenen Ausspruche verfasstworden sein, weil ich mich nicht nur genau erinnere,diese Wendung nicht verwendet zu haben, sondern auf diebei mir befindliche Abschrift Ihres Briefes vom 5.XII.1933 jene Punkte verzeichnet habe, die ich Ihnen überWeisung des Herrn Kraus mitteilen sollte und mitgeteilthabe. Ich weiss ganz besimmt, dass ich ausdrücklich ge-sagt habe, Herr Kraus verlange die Veröffent-lichung der Berichtigung und in einem Nachsatze dazudie Erklärung, dass sein Gedicht ohne Genehmigung desAutors abgedruckt worden ist. Ich weiss ferner, dass ich,als ich mit Ihnen sprach, die Abschrift des Briefes mitden Bemerkungen des Herrn Kraus vor mir hatte und ich habenach Beendigung der telefonischen Rücksprache auf diesemBriefe vermerkt: „Telef. mitgeteilt 11.XII.1933.“.

Es ist mir daher nicht begreiflich, dassSie, sehr geehrter Herr Doktor, jetzt diese für mich un-bedingt feststehenden Tatsachen in Abrede stellen könnenund ich persönlich bedauere es, dass ich mich aus Kollegiali-tät zu Ihnen dafür eingesetzt habe, Herr Kraus möge nachErfüllung der Ihnen am 11.XII.1933 mitgeteilten Bedingungen

von einer weiteren Verfolgung der Angelegenheit absehen.

Ich sehe auch ein, dass es falsch ist, selbstmit Kollegen eine Angelegenheit mündlich zu besprechenund bedauere, diesmal von meiner sonstigen Gewohnheit, nurschriftlich zu verhandeln, abgewichen zu sein.

Ich werde Herrn Kraus von dem Inhalte IhresBriefes Mitteilung machen und es ihm überlassen, gegenSie so vorzugehen, wie er es ursprünglich beabsichtigthatte.

Ich persönlich muss nur konstatieren, dassSie das Entgegenkommen schlecht gelohnt haben und dassich es für richtig halten würde, Ihr an mich gerichtetesSchreiben vom 5.XII.1933, sowie Ihr weiteres Vorgehenzu veröffentlichen.

Als Anwalt des Herrn Karl Kraus bestehe ichauf der Veröffentlichung der in meinem eingeschriebenenBriefe vom 8. l.M. aufgesetzten Erklärung.

Hochachtungsvoll:Dr. Turnovsky m.p.