188.20 Brief Altesse A.G. an Samek

Materialitätstyp:

  • Typoskript

Sender

„Altesse“ | Aktiengesellschaft
Rennweg 79/81
Wien, | III.
Datum: 3. März 1934
Betreff: Karl Kraus. | Urheberrechtseingriff
Diktiersigle: Dr.H/Rab/2.

Empfänger

An: Hochwohlgeboren | Herrn Dr. Oskar Samek, | Rechtsanwalt
Reindorfgasse 18
Wien, XIV.
Seite von 4

Sehr geehrter Herr Doktor!

In der Beilage beehren wir uns, Ihnen unser Schrei-ben vom 22. Feber 1934 in der rubrizierten Angelegenheit zuübermitteln.

In dem Schreiben vom 22. Feber 1934 haben wir den In-halt der am 22. Feber 1934 zwischen Ihnen und dem Mitgliedeunserer Geschäftsleitung, Herrn Sektionsrat Dr. Richard Hoynigg,geführten Rücksprache in der Form eines mündlich abgeschlossenenVergleiches wiedergegeben, und hiebei die in Ihrem und unseremInteresse gelegenen naturalia dieses Vergleiches nach unserem Er-messen festgelegt. Für die in dem Vergleiche aufgenommenen Terminewar insbesonders der Umstand massgebend, dass wir für das Zusammen-stellen der derzeit in unserem Besitze befindlichen LesezeichenNr. 311 immerhin eine gewisse Zeit benötigen, da diese Lesezeichennoch vielfach in den ganzen Druckbogen, enthaltend noch 99 weitereandere Lesezeichen, enthalten sind, und daher diese Druckbogen erst

zerschnitten und sohin entsprechend sortiert werden müssen, eineArbeit, welche naturgemäss längere Zeit erfordert.

Die Verzögerung der gegenständlichen Angelegenheiterklärt sich daraus, dass wir mit dem Vertreter der Firma Ed.Hölzel, Wien, noch Verhandlungen wegen Teilung der finanziellenLasten des gegenständlichen Vergleiches abführen mussten, wozuauch Zeit erforderlich war.

Wir hoffen, dass wir in dem beiliegenden Briefe allePunkte, welche zur Bereinigung der gegenständlichen Angelegenheiterforderlich sind, entsprechend der eingangs erwähnten Rückspra-che aufgenommen haben.

Für den Fall, als Sie mit dem Inhalte des von uns ent-worfenen Vergleiches nicht einverstanden sein sollten, ersuchenwir Sie, die von Ihnen relevierten Punkte dem Mitgliede unsererGeschäftsleitung, Herrn Sektionsrat Dr. Richard Hoynigg, telefonischbekanntzugeben, worauf sicherlich in der kürzesten Weise eineAufklärung oder Einigung erfolgen wird.

Wir übermitteln Ihnen weiters in der Beilage auch denBrief unserer Buchhaltung vom 3. März 1934, mit welchem Ihnen dieerforderlichen Buchungsaufgaben erteilt werden. Im Sinne diesesBriefes wird Ihnen der Geldbetrag per S 700.–– durch den Ueber-bringer dieses Schreibens übermittelt.

Die in unserem Besitze befindlichen Lesezeichen Nr. 311werden wir Ihnen sogleich nach deren Zusammenfassung in Bündelzustellen.

Die beiden kompletten Sammlungen übermitteln wir Ihnendurch den Ueberbringer dieses Schreibens.

Herr Sektionsrat Dr. Richard Hoynigg hat uns weitersmitgeteilt, dass Ihr Klient, Herr Karl Kraus, erwarte, dass wirmit Rücksicht darauf, dass er von seiner ursprünglichen For-derung, betreffend die Publikation einer Erklärung in derNeuen freien Presse (vorletzter Absatz Ihres Schreibens vom30. November 1933), absieht, freiwillig den von ihm verlangtenBetrag für wohltätige Zwecke von S 300.– auf S 500.– erhöhen,dass jedoch dieses Verlangen keine conditio sine qua non desVergleichsabschlusses bildet. Mit Rücksicht darauf, dass unserBudget für Wohltätigkeitszwecke insbesonders durch zahlreichenamhafte Spenden für die Winterhilfsaktion und in der letztenZeit durch die Spende des Betrages von S 3.000.– für die beider Revolte vom 12. bis 16. Feber 1934 gefallenen Mitglieder derExekutive äusserst in Anspruch genommen ist, sind wir zu unseremgrössten Bedauern nicht in der Lage, den ursprünglich verlangtenBetrag für wohltätige Zwecke von S 300.– zu erhöhen.

Wir glauben, dass nunmehr diese Angelegenheit zurGänze bereinigt ist, und danken Ihrem Klienten für sein Ent-gegenkommen. Wir hoffen, dass sich Ihr Klient an Hand des ihmübermittelten Exemplares des gegenständlichen Sammelwerkesdavon überzeugen wird, dass wir mit der gegenständlichen Aktiondurchaus nicht beabsichtigten, die Werke der Literatur und derenTräger in kommerziell eigennütziger Weise für Plusmacherzwecke

auszunützen, sondern dass es sich uns – wie Ihnen Herr Sektions-rat Dr. Richard Hoynigg ja bereits mündlich auseinandersetzte –darum handelt, die Kapitalien, welche nun einmal bei den gegebe-nen Verhältnissen für Werbezwecke investiert werden müssen, dochauch zumindest in den Dienst der Weiterbildung der breitenMasse zu stellen.

Wir zeichnen mit dem Ausdrucke unserervorzüglichsten HochachtungHoynigg

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