189.13 Brief Samek an RA Johann Turnovsky

Materialitätstyp:

  • Durchschlag

Sender

Oskar Samek
Reindorfgasse
XIV., Penzing
Datum: 28. Dezember 1933
Betreff: Kraus – Gegenangriff
Diktiersigle: Dr.Sa/Ma

Empfänger

An: Herrn | Dr. Johann Turnovsky, | Advokat
Vodickova 33
Prag II.
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Kollege!

Ihr Schreiben vom 22. Dezember habe ich HerrnKraus zur Kenntnis gebracht. Sie teilen mit, dass der Antragauf Herausgabe des Beschlusses wegen der Berichtigung bereitsüberreicht wurde. An dieser Mitteilung fällt uns das WortBeschluss“ auf, welches uns die Vermutung beibringt, dassnicht wie nach österreichischem Recht ein öffentliches Verfahrenstattfindet, sondern das Gericht ausserhalb eines solchen durchBeschluss entscheidet. Denn nach österreichischem Recht wirdeine Berichtigungsklage eingebracht, über die in öffentlicherVerhandlung mit Urteil zu erkennen ist.

Sollte die Vermutung, dass ohne Verhandlung mitdurch Beschluss entschieden wird, richtig sein, so glaube ich,dass es zweckmässig wäre, dem Richter zur Entscheidung dieErklärung“ auf Seite 1612 der letzten Weltbühne vorzulegenzum Nachweis des Umstandes, wie wichtig bei dem abgedrucktenGedichte Schreibart und Interpunktion sind, denn es ist schlüssig,dass, wenn diesem Worte des Herrn Kraus eine solche Kraft zuge-schrieben wird, es nicht der Gefahr ausgesetzt werden darf, durcheine fehlerhafte Interpunktion um seine Wirkung gebracht zuwerden. Falls es aber zu einer mündlichen Verhandlung kommt, sowäre es zweckmässig, auch bei dieser den bezogenen Artikel vor-zulegen, da ja vielleicht auch in diesem Falle beim Richter Zweifel entstehen könnten, ob nicht die Interpunktion zu gering-fügig ist, um darauf eine Berichtigungspflicht aufzubauen.

Ich zeichne mit vorzüglicher kollegialerHochachtung

P.S. Soeben erhalte ich Ihr Schreiben vom 27. Ich werdees heute abend Herrn Kraus zur Kenntnis bringen. Auf eigeneVerantwortung kann ich aber schon jetzt mich mit HerrnProf. Otokar Fischer als Sachverständigen einverstandenerklären. Den weiteren Inhalt Ihres Briefes werde ichmorgen beantworten.

KrausGegenangriff / 28.12.1933