189.41 Brief RA Johann Turnovsky an Samek

Materialitätstyp:

  • Typoskript

Sender

JUDr. JOHANN TURNOVSKY | Advokat
Vodičkova 33
Prag
Datum: 7.IV.1934

Empfänger

An: P.T. | Herrn Dr. Oskar Samek, | Advokat
Reindorfgasse 18
Wien – XIV
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Doktor.

Ich berufe mich auf die heutige telefo-nische Rücksprache mit Herrn Kraus und teile höfl. mit, dassich in Angelegenheit GEGEN-ANGRIFF nach Zustellung des Be-schlusses des Kreis-Strafgerichtes das Erscheinen der zweitenNummer abwarten wollte, um zu vermeiden, dass Dr. Schnierer,resp. deren Anwalt, die Nichtaufnahme der angeordneten Berich-tigung damit begründe, dass die Zeit zwischen der Zustellungdes Beschlusses und dem Erscheinen der ersten Nummer nachdieser Zustellung zu kurz bemessen war. Da jedoch auch in dermit dem heutigen Datum versehenen Nummer des Gegen-Angriff die Berichtigung nicht erschienen ist, habe ich gleich imSinne des § 16 des Pressegesetzes den Antrag gestellt, dasssämtliche Nummern der Zeitschrift, welche nach Ablauf derFrist ausgegeben wurden, resp. werden, durch die staatlicheSicherheitsbehörde vorläufig beschlagnahmt werden sollen.Ich werde mich am Montag überzeugen, ob der diesbezüglicheAuftrag an die Sicherheitsbehörden erlassen wurde.

Was die Anfrage des Herrn Kraus bezüglichdes Mitarbeiters der WAHRHEIT Julius Mader betrifft, konnteich feststellen, dass dieser Name kein Pseudonym ist, sonderndass dieser Mitarbeiter Julius Mader heisst und in Prag – PodolíDoudová 379 wohnt. Eine Rückfrage bei verschiedenen Bekannten,die zu der Redaktion der WAHRHEIT Beziehungen haben, hat er-

geben, dass Julius Mader ein älterer Mann ist, der sonstnur Publikationen über Alt-Prag veröffentlicht hat.Es ist nicht ganz klar, ob dieser meinen Informatoren be-kannte Schriftsteller mit dem Schreiber des betreffenden,in der Wahrheit veröffentlichten Artikels identisch ist, jedochsteht fest, dass der Mitarbeiter der WAHRHEIT tatsächlichJulius Mader heisst und in Prag – Podolí wohnt.

Sollte Herr Kraus noch nähere Informationen be-nötigen, dann werde ich trachten, sie ihm zu beschaffen.

Indem ich bitte, mich Herrn Kraus bestens zu empfeh-len und ihm den Inhalt dieses Briefes zur Kenntnis zu bringen,

zeichne ich mit vorzüglicher Hochachtungergebener:Dr. Turnovsky

KrausGegenangriff9. APR. 1934