189.102 Brief Samek an RA Johann Turnovsky

Materialitätstyp:

  • Durchschlag

Sender

Oskar Samek
Reindorfgasse
XIV., Penzing
Datum: 21. März 1935
Betreff: Kraus – | Gegenangriff
Diktiersigle: Dr.S/Ma/Fa

Empfänger

An: Herrn | Dr. Johann Turnovsky, | Advocat
Vodickova 33
Prag II.
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Kollege!

Ihr freundliches Schreiben vom 14. März1935 bin ich erst heute zu beantworten in der Lage, weildurch die Vorlesungstätigkeit und sonstige Arbeit desHerrn K. eine Konferenz unmöglich war. Soweit wir die Ange-legenheit telephonisch besprechen konnten, kann ich Ihnenberichten, dass Herrn K. und mir der von der Gegenseite vor-geschlagene Wortlaut der Erklärung sogar lieber ist, alsdie seinerzeit von mir angegebene Fassung, die nach einernur flüchtigen Information in Krankheitstagen von mirstilisiert war. Die Worte meiner Fassung „auf das Schwerste“vermehren nämlich nicht den moralischen Wert der Erklärungsondern vermindern ihn, da dieser umso grösser ist, jegeringfügiger die Beleidigung war. Nichtsdestoweniger hatHerr K. Bedenken, von dem einmal von der Gegenseite verlangtenWortlaut abzugehen, weil dies wie eine Unsicherheit aussehenkönnte. Darüber könnte man aber vielleicht hinwegkommen, indemman der Gegenseite darlegt, dass man eben die von ihr vor-geschlagene Erklärung für besser hält und aus welchem Grunde,auch mit gef. Erwähnung des Umstandes, dass Herr K., dem injedem Falle die einfache Zurückziehung am sympathischestenist, mir die Stilisierung in den Tagen einer Erkrankung

überlassen hatte. Wenn Sie meine Ansicht teilen, so würdeich Sie also bitten, mit dem gegnerischen Anwalt in Ver-bindung zu treten und ihm die Mitteilung zu machen, dassman in der oben dargelegten Erwägung Vergleichsvorschlagannimmt, resp. den abgeschlossenen Vergleich nicht widerruft.

Bei dieser Gelegenheit musste auch eine mir leiderunterlaufene unrichtige Stilisierung des letzten Satzes ver-bessert werden. Der letzte Satz müsste heissen: „Wir be-dauern die beleidigenden Behauptungen und widerrufen sie.“

Indem ich Ihnen die besten Grüsse und den Dank desHerrn K. übermittle und Sie auch selbst herzlichst grüsse,zeichne ich

mit vorzüglicher kollegialer HochachtungIhr ergebener

Betr. KrausGegenangriffexp. 21.3.1935.