193.45 Brief RA Johann Turnovsky an Samek

Materialitätstyp:

  • Typoskript

Sender

JUDr. JOHANN TURNOVSKY | Advokat
Vodičkova 33
Prag
Datum: 25.II.1935
Betreff: Kraus – Sozialdemokrat

Empfänger

An: P.T. | Herrn Dr. Oskar Samek
Reindorfgasse
Wien
Datum: 26.FEB.1935
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Doktor.

Ich danke Ihnen für Ihre gesch. Zu-schrift vom 23. d.M. und werde bei der für den 1.III. d.J. angeordne-ten Tagsatzung zunächst versuchen, die relevanten Stellen ausdem Aufsatze „Hüben und Drüben“ in einer von mir verfasstenUebersetzung dem Gerichte vorzulegen.

Sollte das Gericht auf der Vorlage der Uebersetzung des ganzenAufsatzes bestehen, dann müsste ich allerdings die Uebersetzungdurch Herrn Prof. Fischer oder Herrn Münzer besorgen lassen.

Selbstverständlich würde ich in diesem Falle diese Uebersetzungsorgfältig prüfen. Ob Herr Heinrich Fischer, der sicher ein aus-gezeichneter Kenner der Werke des Herrn Kraus ist, als Sachver-ständiger in Betracht kommt, weiss ich nicht. Abgesehen davon, dass

ich bezweifle, dass er imstande wäre, sein Gutachten in tschechi-scher Sprache abzugeben / ich konnte ihn hierüber bisher noch nichtbefragen /, glaube ich, dass ihn das Gericht deswegen als Sachver-ständigen kaum akzeptieren würde, weil er hier weniger bekanntist und daher nicht eine solche Autorität besitzt, wie Prof. Fischer,gegen den man schon deswegen nichts einwenden könnte, weil erals ordentlicher Professor der Germanistik an der tschechischenUniversität schon von berufswegen für die Funktion eines Sach-verständigen in Betracht kommt. Ich hoffe aber, dass man ohneSachverständigen auskommen wird.

Bei dieser Gelegenheit gestatte ich mir mitzutei-len, dass mir mein Buchhändler bekanntgibt, er habe Ihnen diedeutsche Ausgabe des Ehrenschutzgesetzes nicht einsenden können,weil sie vollkommen vergriffen ist.

Mit dem Ausdrucke vorzüglicher Hochachtungund besten Grüssen, Ihr ergebener:Dr. Turnovsky

KrausSozialdemokrat 26. FEB. 1935