193.54 Brief Samek an RA Johann Turnovsky

Materialitätstyp:

  • Durchschlag

Sender

Oskar Samek
Reindorfgasse
XIV., Penzing
Datum: 4. Dezember 1935
Betreff: Kraus – Sozialdemokrat
Diktiersigle: Dr.S/Fa.

Empfänger

An: Herrn | Dr. Johann Turnovsky, | Advocat
Vodickova 33
Prag II.
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Kollege!

Da sich in Ihrem ausgezeichneten Ent-wurf für die Aeusserung, für die ich Ihnen den besten Dankdes Herrn K. übermitteln soll, seine Ergänzungen nicht ein-betten liessen, habe ich zusammen mit ihm unter BenützungIhrer Ausführungen einen Schriftsatz verfasst, der hoffent-lich so wie er ist verwendbar sein wird. Ich möchte Sie nurauf einige Stellen aufmerksam machen, die noch von Ihnen einerBeurteilung unterzogen werden müssen. Auf Seite 6 des Schrift-satzes Zeile 9ff. von unten habe ich die mutmasslichen Gründefür den Antrag auf Delegierung des Leitmeritzer Gerichtes angeführt. Wenn Sie die in Klammer stehende Stelle für be-denklich halten, so bitte ich Sie, sie einfach wegzulassen.Auf Seite 8 wollen Sie gütigst in der leergelassenen Stelledie Nummer der Spalte einfügen, da ich nur eine Abschrift desArtikels vom 28. April 1934 habe, aber kein Original. Wenn derArtikel dem Gerichte noch nicht vorliegt oder, wenn nicht derganze Akt sondern nur das Protokoll mit dem Delegierungsantragund unsere Aeusserung an das Obergericht geht, müsste man wohlauch den Artikel neuerlich vorlegen.

Herr K. bittet Sie auch in Erwägung zuziehen, wenn dies noch nicht geschehen sein sollte, die „Stimmen“vorzulegen, damit sich die Richter speziell aus des tschechischen

Beiträgen ein Urteil über die Person des Privatklägers bildenkönnen.

Herr K. lässt Sie herzlichst grüssen undfreut sich, Sie eventuell in Wien sehen zu können. Hoffent-lich können Sie auch noch die Vorlesung vom 9. hören, die ichIhnen wärmstens empfehlen kann. Herr K. würde sich auch freuen,wenn Herr Fischer mitkäme.

Indem auch ich Sie herzlichst grüsse undmich auf das Wiedersehen freue, bin ich

mit vorzüglicher kollegialer HochachtungIhr ergebener

P.S. Herr K. gibt die Anregung, fürden Fall, als Ihnen wegen der Kürzeder Zeit eine stilistisch ausgefeilteUebersetzung in die StaatsspracheSchwierigkeiten machen sollte, unter aus-drücklichem Hinweis auf diese Schwierigkeitauch das Original selbst in deutscher Sprachedem Gerichte vorzulegen, wenn dies nach derProzessordnung möglich ist.

1 Beilage.Express.

P.S. Ich bedauere sehr, Ihnen eine so grosseUebersetzungsarbeit verursacht zu haben, aberes liess sich an dem Schriftsatz leider nichtskürzen, weil ich jeden Gedankengang für notwendighalte. Hoffentlich wird das Gericht dies verstehenund nicht durch die Länge des Schriftsatzes abge-schreckt sein, ihn gründlich zu studieren.

Betr. KrausSozialdemokrat exp. 4.12.1935.