193.137 Brief Samek an RA Johann Turnovsky

Materialitätstyp:

  • Durchschlag

Sender

Oskar Samek
Reindorfgasse
XIV., Penzing
Datum: 26. Mai 1936
Betreff: Kraus – Sozialdemokrat
Diktiersigle: Dr.S/Fa

Empfänger

An: Herrn | Dr. Johann Turnovsky, Advokat
Vodičkova 33
Prag II.
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Kollege!

Mit bestem Dank auch von seiten des Herrn K. bestätige ich den Empfang Ihres freundlichen Schreibens vom25. Mai 1936 mit dem zurückgesendeten Entwurf für die Ehrenbeleidi-gungsklage gegen Dr. Schwelb und Dr. Strauss. Zu der Beschwerde anden Obersten Gerichtshof erbitte ich mir Ihre Nachricht, ob HerrDr. Schwelb eine Gegenäusserung zu Ihrer Nichtigkeitsbeschwerdeeingebracht hat und was er in dieser vorbringt.

Dass gegen den erweckten Anschein, HerrDr. Strauss sei auf Grund eines durchgeführten Wahrheitsbeweisesfreigesprochen worden, nicht mit einer Ehrenbeleidigungsklagevorgegangen werden kann, beschäftigt Herrn K. ungemein, und erfindet, dass es eine unerträgliche Situation ist, nichts dagegenmachen zu können. Er meint, dass, wenn schon der Bericht desPressbüros nicht als Substrat für die Ehrenbeleidigungsklage ge-nommen werden kann, doch die Berichtigung des Herrn Dr. Schwelb im‚Prager Tagblatt‘ vom 5. Mai 1936, die den Anschein noch verstärkt,beleidigenden Inhaltes ist.

Wenn man dazu noch in Erwägung zieht, dassdas Blatt sich geweigert hat, die Erklärung, abzudrucken, dass derdurch die Berichtigung des Herrn Dr. Schwelb bewirkte Anschein, alsob der Wahrheitsbeweis, der allerdings „angetreten“ wurde, auch

tatsächlich erbracht worden wäre und als ob dies zu dem Frei-spruch irgendetwas beigetragen hätte, dem Sachverhalt wider-spreche, ja, dass es nicht einmal aus Eigenem den Anschein inirgend einer Form aus der Welt geschaffen hat, so muss darausdoch die beleidigende Absicht der Berichtigung des Herrn Dr.Schwelb klar hervorgehen.

Ich bitte Sie also, sehr geehrter HerrKollege, sich diese Presseberichtigung im ‚Prager Tagblatt‘ vom5. Mai 1936 noch einmal anzusehen und mir Ihr Gutachten zu denGedankengängen des Herrn K. mitzuteilen.

Mit vorzüglicher kollegialer HochachtungIhr ergebener

Betr. KrausSozialdemokratexp. 26.5.1936.