196.89 Brief RA Felix Gallia an Samek

Materialitätstyp:

  • Typoskript

Sender

Dr. FELIX GALLIA
MASARYKSTRASSE 25/27
BRÜNN
Datum: 30. April 1936
Betreff: Kraus – Arbeiterzeitung.
Diktiersigle: Dr.G/b

Empfänger

An: Wohlgeboren Herrn | Dr. Oskar Samek, | Rechtsanwalt
Reindorfgasse 18
Wien XIV.
Datum: 2. MAI 1936
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Kollege.

Herr Kraus ist heute programmgemäss beim Unter-suchungsrichter einvernommen worden. Das Ergebnis entnehmenSie der beigelegten Protokollabschrift, die, wie ich hoffe, alleswesentliche enthält.

Gewisse kleine Fehler im Protokoll wollen Siemir verzeihen, Herr Kraus wird Sie über deren Genesis aufklä-ren.

Wir hatten heute vormittag auch eine längereUnterredung mit dem Senatsvorsitzenden, von der Herr Kraus, wieich glaube, recht befriedigt war. Vielleicht wird am Nachmittagdiese Besprechung noch fortgesetzt werden.

Wie Sie aus der Protokollabschrift ersehen, hatHerr Kraus bei seiner Einvernahme noch zwei weitere Fackel-hefte u.zw. Nr. 454–456 und Nr. 426–430 vorgelegt. Da ichzweite Exemplare dieser Hefte nicht habe, wäre ich Ihnen dankbar,wenn sie mir solche gelegentlich übermitteln lassen könnten.

Weiters wäre es vielleicht gut, wenn ich die inunserm Schriftsatz zitierten Briefe des Bürgermeisters Seitz im Original bekommen könnte, vielleicht können sie bei derHauptverhandlung verwendet werden.

Schliesslich möchte ich Sie auch noch darumersuchen, mir das in der Aussage Herrn Kraus’ erwähnte Kriegs-

heft der Fackel, in welchem er für die Selbstständigkeit derČechen eingetreten ist, zugehen zu lassen. Herr Kraus erinnertsich nicht genau, ob Artikel über diese Frage in einer oder inmehreren Kriegsfackeln erschienen sind. Wenn es mehrere derartigeHefte gibt, werden Sie mir gewiss alle zugehen lassen.

Der leider sehr kurze Brünner Besuch Herrn Kraus’ war fürmich und meine Freunde, mit denen er hier gesprochen hat, äusserstanregend und äusserst erfreulich. Herr Kraus fährt von hier zu-nächst nach Böhmen, wo er einige Tage bleiben will.

Ich begrüsse Sie, sehr geehrter Herr Kollege, auf das Herz-lichste

als Ihr ganz ergebenerDr. Gallia

1 Beilage

KrausArbeiter Ztg. 2. MAI 1936