196.114 Brief RA Felix Gallia an Samek
Materialitätstyp:
- Typoskript
Sender
Dr. FELIX GALLIAMASARYKSTRASSE 25/27
BRÜNN
Empfänger
An: Wohlgeboren Herrn | Dr. Oskar Samek, RechtsanwaltReindorfgasse 18
Wien XIV.
Sehr geehrter Herr Kollege.
Ich erhielt Ihr geschätztes Schreibenvom 1. d.M. Ich teile vollkommen Ihre Ansicht, dass es ge-nügt, wenn wir den Schriftsatz nur in einer konzentrierterenFassung übersetzen, um dadurch die unsinnige Arbeit, dieder Richter mir auferlegt hat, möglichst zu verringern. Aneine Uebersetzung der Zitate, der ich mich übrigens gar nichtgewachsen fühlen würde, denke ich nicht und glaube auch indiesem Punkt durchzudringen. Meiner Meinung nach muss esauch einem Ausländer gestattet sein in einem čechischenSchriftsatz deutsche Zitate bei einem Gericht zu verwenden,welches nach den Sprachenvorschriften der deutschen Sprachemächtig sein soll.
Eine Verlängerung der Frist zur Vorlageder Uebersetzung werde ich mir trotz der Verringerung derArbeit doch erwirken müssen.
Ich danke Ihnen, sehr geehrter HerrKollege, bestens für Ihre freundlichen Urlaubswünsche. Zu-nächst werde ich nur im Laufe der nächsten Woche auf einigeTage von Brünn weg sein und meinen restlichen Urlaub erstin der zweiten Augusthälfte konsumieren. Ich hoffe, dass sichwährend meiner Abwesenheit nichts Wesentliches ereignen wird,
im übrigen werde ich Herrn Dr. Herrmann zumindest ingrossen Zügen auch informieren.
Ich verbleibemit herzlichsten GrüssenIhr ergebenerDr. Gallia.
Kraus – Arbeiter Zeitung 4. JULI 1936