196.113 Brief Samek an RA Felix Gallia

Materialitätstyp:

  • Durchschlag

Sender

Oskar Samek
Reindorfgasse
XV., Rudolfsheim-Fünfhaus
Datum: 1. Juli 1936
Betreff: Kraus – Arbeiterzeitung
Diktiersigle: Dr.Sa/Bl.

Empfänger

An: Herrn | Dr. Felix Gallia, Advokat
Masarykstrasse 25/27
Brünn
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Kollege!

Ich bestätige mit bestem Dank den EmpfangIhres freundlichen Schreibens vom 30. Juni 1936. DieZumutung, den Schriftsatz von fast 50 Seiten in 14Tagen zu übersetzen, und insbesondere die Zitate zuübersetzen, ist absurd. Leider ist der von Ihnen vor-geschlagene Ausweg, der ausgezeichnet wäre, nicht gang-bar, da keines von den Geschwistern des Herrn K. tsche-choslovakischer Staatsbürger ist. Vielleicht wäre aberein anderer Ausweg möglich, den ich Ihnen schon einmalvorgeschlagen und zu dem Sie sich bisher nicht geäus-sert haben, nämlich den Inhalt des Schriftsatzes zukonzentrieren und davon eine Uebersetzung in dieStaatssprache anzufertigen. Schliesslich liegt derSchriftsatz in deutscher Sprache schon einmal beimAkt; es ist anzunehmen, dass der Richter ihn auch dannliest, wenn er den konzentrierten Auszug in tschecho-slovakischer Sprache vor sich hat, und damit hätte erdoch seinen Zweck erfüllt. Sollte dieser Ausweg abernicht möglich sein, so kann ich nichts anderes tun,

als Sie sehr zu bedauern, dass Sie sich einer so umfangreichenund weder juristisch noch literarisch lohnenden Arbeit unter-ziehen müssen.

Indem ich Ihre Grüsse aufs herzlichste erwidereund Ihnen einen angenehmen Urlaub wünsche, bin ich mit vorzüg-licher kollegialer Hochachtung

Ihr ergebener

KrausArbeiterzeitung