Akte 143 Karl Kraus ca. Frankfurter Künstlertheater

Im Programmheft Nr. 8 des Frankfurter Künstlertheaters waren die Erfolge der Berliner Volksbühne aufgezählt worden ohne die erfolgreiche Inszenierung von Kraus’ Die Unüberwindlichen zu erwähnen. Da Kraus und Samek in dieser Zeit die Volksbühne wegen Vertragsbruch belangten (siehe Akte 136), wollte Kraus mit einer Berichtigung des Programmheftes „der Wahrheit […] insofern auf die Beine helfen, als wir einer falschen Berichterstattung über Berliner Theatervorgänge entgegentreten (143.3). Der Name Kraus hatte allerdings trotz der Auslassung von Die Unüberwindlichen im Programmheft Nr. 8 Erwähnung gefunden: „Das Renaissance-Theater Gustav Hartungs bemühte sich um eine Wiedererweckung von Offenbachs Operette ‚Pariser Leben‘, bearbeitet von Karl Kraus und damit in die Sphäre des Literarischen gerückt …“ Tatsächlich habe Kraus es abgelehnt, dem Renaissance-Theater seine Bearbeitung zur Verfügung zu stellen. Dies müsse berichtigt werden. Das Frankfurter Künstlertheater beklagte sich in seiner Antwort, dass Kraus ihm Unrecht täte, denn der Intendant Siegfried Nestriepke habe doch bereits im Programmheft Nr. 6 Die Unüberwindlichen eingehend besprochen. Was die Berichtigung betreffe: „Mit einer Nachricht, daß die Bearbeitung ‚Pariser Leben‘ im Renaissance-Theater nicht von Karl Kraus ist, kann weder Ihnen noch uns gedient sein, denn womöglich meldet sich dann ein anderer Karl Kraus und beansprucht wiederum eine Feststellung, daß er doch der Bearbeiter ist“ (143.2). Kraus antwortete durch den Verlag Die Fackel, dass er ja in der Tat eine Besprechung von Die Unüberwindlichen nicht vermisst habe – er habe „lediglich festgestellt, daß in dem Rückblick über die Aufführungen der Volksbühne die ‚Unüberwindlichen‘ nicht vorkommen. Dieser Rückblick ist nach der Abwürgung des Werkes durch die Volksbühne erfolgt und wenn wir richtig informiert wurden, so steht Herr S.N. […] der Berliner Volksbühne einigermaßen nahe“ (143.3). Die Berichtigung betreffend Pariser Leben wurde schließlich mit großer Verzögerung gebracht, da in der Zwischenzeit die Leitung des Theaters gewechselt hatte. [144.] Im Jahr 1928 plante Karl Kraus einen Peter Altenberg-Auswahlband bei S. Fischer in Berlin herauszubringen, es kam aber letztlich kein Vertrag zustande, auch da der Verlag den Zeitpunkt für ungeeignet hielt. S. Fischers Rechtsanwälte versicherten allerdings Kraus’ Berliner Anwalt Botho Laserstein: „Um aber Herrn Kraus jedes Entgegenkommen zu beweisen, ist meine Mandantin bereit, für den Fall, dass er den Zeitpunkt für die Herausgabe des Werkes […] für geeignet hält, ihm das Recht der Herausgabe in einem anderen Verlag freizugeben“ (144.2). 1930 stimmte der A. Schroll Verlag für Kunst und Literatur freudig zu, Kraus’ „Auswahl aus den Werken Peter Altenbergs“ zu verlegen. Kraus’ Freund Franz Glück sollte sich dort darum kümmern, und das Buch im März 1931 erscheinen. Oskar Samek ersuchte den S. Fischer Verlag nun nochmals um Freigabe des Werkes – nach den testamentarischen Bestimmungen Altenbergs war die Kinderschutz- und Rettungsgesellschaft tantiemenberechtigt. Als der S. Fischer Verlag allerdings von den Details der geplanten Herausgabe erfuhr, blockierte er das Projekt. Vor allem wollte er dem geplanten Umfang von 600 Seiten nicht zustimmen, da diese „Auswahl“ ja fast das ganze Werk Altenbergs umfasse. Kraus’ Freunde Heinrich Fischer und Sigismund von Radecki – der 1928 die Verhandlungen mit S. Fischer führte – wurden um freundliche Intervention beziehungsweise um Aufklärung gebeten. Kraus selbst behauptete in einem Gedächtnisprotokoll (144.41), einen Brief, in dem Fischer die Altenberg-Auswahl schon 1928 auf 400 Seiten limitierte, nicht erhalten zu haben, obwohl sich dieser Brief in seinem Nachlass befand. Schließlich kamen alle Beteiligten aber doch überein, das Buch umfasste 560 Seiten. Der Band erschien noch vor Weihnachten 1931, damit die Kinderschutz- und Rettungsgesellschaft auch entsprechend vom Vorweihnachtsverkauf profitieren konnte. [145.] Das Augsburger Stadttheater führte am 1. Dezember 1929 ohne Kraus’ Einwilligung Szenen aus Die letzten Tage der Menschheit auf. Kraus und Samek beauftragten also ihren Münchner Anwalt Max Hirschberg, eine Schadensersatzforderung gegen das Stadttheater Augsburg einzubringen, wobei ihnen auffiel, „dass dessen Direktor Lustig-Prean im Kriege Mitglied des Kriegspressequartiers war und der Sohn eines Heimwehrgenerals ist“ (145.1). Max Hirschberg musste die Übernahme dieses Falles aufgrund einer drohenden Interessenskollision abgeben, verwies Kraus und Samek aber an den Münchner Anwalt H.H. Bernstein. Bernstein forderte vom Stadttheater Augsburg ein Bußgeld von 100 Reichsmark, das auch gezahlt wurde.

Schlagworte

StrafrechtPressrechtPrivatanklagedeliktPressedeliktPreßrechtsverstoßAußergerichtliche ErledigungBerichtigung (Ausgang)Karl KrausTheater
kein Bild

143.1 Brief Verlag Die Fackel an Frankfurter Künstlertheater

26. März 1930

Orte
  • Frankfurt am Main
  • III., Landstraße
  • Schöne Aussicht
  • Hintere Zollamtsstraße
Aktenklassifkiation
  • Brief
Materialität
  • Durchschlag mit handschriftlichen Annotationen
kein Bild

143.2 Brief Frankfurter Künstlertheater [Intendant Hans Meissner] an Verlag Die Fackel

31. März 1930

Orte
  • Frankfurt am Main
  • III., Landstraße
  • Schöne Aussicht
  • Hintere Zollamtsstraße
  • Wien
Aktenklassifkiation
  • Brief
Materialität
  • Durchschlag mit handschriftlichen Annotationen
kein Bild

143.3 Brief Verlag Die Fackel an Frankfurter Künstlertheater

7. April 1930

Orte
  • III., Landstraße
  • Schöne Aussicht
  • Frankfurt am Main
  • Hintere Zollamtsstraße
Aktenklassifkiation
  • Brief
Materialität
  • Durchschlag mit handschriftlichen Annotationen
kein Bild

143.4 Brief Frankfurter Künstlertheater [Intendant Hans Meissner] an Verlag Die Fackel

12. April 1930

Orte
  • Frankfurt am Main
  • III., Landstraße
  • Schöne Aussicht
  • Hintere Zollamtsstraße
Aktenklassifkiation
  • Brief
Materialität
  • Durchschlag mit handschriftlichen Annotationen
kein Bild

143.5 Brief Verlag Die Fackel an Frankfurter Künstlertheater

15. April 1930

Orte
  • Frankfurt am Main
  • III., Landstraße
  • Schöne Aussicht
  • Hintere Zollamtsstraße
Aktenklassifkiation
  • Brief
Materialität
  • Durchschlag mit handschriftlichen Annotationen
kein Bild

143.6 Brief Frankfurter Künstlertheater [Intendant Hans Meissner] an Verlag Die Fackel

25. April 1930

Orte
  • Frankfurt am Main
  • III., Landstraße
  • Schöne Aussicht
  • Hintere Zollamtsstraße
Aktenklassifkiation
  • Brief
Materialität
  • Durchschlag mit handschriftlichen Annotationen
kein Bild

143.7 Brief Verlag Die Fackel an Frankfurter Künstlertheater

13. Juni 1930

Orte
  • Frankfurt am Main
  • Schöne Aussicht
  • Wien
  • Hintere Zollamtsstraße
Aktenklassifkiation
  • Brief
Materialität
  • Durchschlag
kein Bild

143.8 Brief Samek an Frankfurter Künstlertheater

8. September 1930

Orte
  • Frankfurt am Main
  • Schöne Aussicht
  • I., Innere Stadt
  • Wien
  • Schottenring
Aktenklassifkiation
  • Brief
Materialität
  • Durchschlag
kein Bild

143.9 Brief Frankfurter Künstlertheater [Intendant: Fritz Richard Werkhäuser] an Samek

10. September 1930

Orte
  • Frankfurt am Main
  • Schöne Aussicht
  • I., Innere Stadt
  • Schottenring
Aktenklassifkiation
  • Brief
Materialität
  • Typoskript
kein Bild

143.10 Brief Samek an Frankfurter Künstlertheater

20. November 1930

Orte
  • Frankfurt am Main
  • Schöne Aussicht
  • Schottenring
Aktenklassifkiation
  • Brief
Materialität
  • Durchschlag
kein Bild

143.11 Brief Frankfurter Künstlertheater an Samek

22. November 1930

Orte
  • Frankfurt am Main
  • Schöne Aussicht
  • I., Innere Stadt
  • Schottenring
Aktenklassifkiation
  • Brief
Materialität
  • Typoskript
kein Bild

143.12 Programmheft des Frankfurter Künstlertheaters, 1930/31, Spieljahr, Nr. 3

22. November 1930

Orte

keine Orte

Aktenklassifkiation

keine Klassifikation

Materialität

keine Angaben

kein Bild

143.12 Originalmappe Oskar Samek – Akt 143

26. März 1930

Orte

keine Orte

Aktenklassifkiation

keine Klassifikation

Materialität

keine Angaben

kein Bild

143.12 Aktenvermerk Oskar Samek – Akt 143

22. November 1930

Orte

keine Orte

Aktenklassifkiation

keine Klassifikation

Materialität

keine Angaben