72.12 Brief Hans Loewe an Redaktion Der österreichische Volkswirt
Materialitätstyp:
- Manuskript
Sender
Hans LoeweVereinsgasse 1
Wien II
Empfänger
An: An die | Redaktion „Der österreichische Volkswirt“Porzellangasse 27
Wien IX.
Euer Wohlgeboren!
Ich gestatte mir, Ihnen zwei Schriftstücke zum Abdruck anzubieten, davonZusammenhang ein keineswegs oberflächlicher ist. Um Mißverständnissenvorzubeugen, betone ich, daß eine persönliche Begegnung zwischen HerrnKarl Kraus und mir niemals stattgefunden hat.
Von dem Inhalt des ersten, des Briefes an Professor Swoboda, dürfte dasInteresse, welches Ihre Zeitschrift an der österreichischen Volkswirtschaft hat, nichtunberührt bleiben.
Mein subjektives Recht, die angegebene Gegenleistung zu verlangen, hab ichnicht dem Professor, nicht dem Rektor der Universität und nicht dem Bundeskanzlerzu beweisen, sondern nur dem Herrn Karl Kraus und Ihnen, für den Fall, daßSie den Brief an Professor Swoboda in Ihrer Zeitschrift erscheinen lassen. DiesesRecht besteht zufolge der in Nr. 827–833 (Anfang Februar) der Fackel auf S. 77 unter„22. November“ erschienenen Notiz. Daß die technische Möglichkeit, welche dasBurgtheater bietet, in Betracht kommt, hat Karl Kraus dadurch zum Ausdruckgebracht, daß er im Frühjahr 1926 bei der Burgtheaterdirektion anfragen ließ, ob ihrenSchauspielern mit Freikarten zu seiner Vorlesung Macbeth gedient wäre, – diegegen seine Gewohnheit anzubieten, Karl Kraus ein vitales Interesse am Burgtheatergezeigt hat, ein Interesse, das von der Tatsache unberührt bleibt, daß er vom Burg-theater bis heute keine Antwort erhalten hat. Daß ich das so bestehende Recht geltendmachen darf, beweise ich durch das zweite Schriftstück „Zueignung“.
Ich hoffe, morgen feststellen zu können, daß das erste Schriftstück in die Händedes Adressaten gelangt ist, und werde mir dann gestatten, bei Ihnen anzufragen,ob Sie beide im „Österreichischen Volkswirt“ erscheinen lassen wollen.
Mit vorzüglicher HochachtungHans Loewe Wien II Vereinsgasse I