76.2 Brief Verlag Die Fackel an Richard Flatter
Materialitätstyp:
- Typoskript
- Kopie
Sender
Verlag Die FackelHintere Zollamtsstraße
Wien
Empfänger
An: Dr. Richard FlatterWien
Sehr geehrter Herr!
Wir danken im Namen des Herrn Karl Kraus bestens für Ihrefreundliche Absicht, aber bedauern sehr, daß Sie sich der Müheder Uebersendung Ihres Manuskriptes unterzogen haben, da wirauf eine vorherige Anfrage sogleich geantwortet hätten, was wirnun antworten müssen: Es ist leider unmöglich, daß Sie die Fort-setzung Ihres Werkes, zu der Ihnen Ihr Beruf nur wenige Stundenfreiläßt, von der Begutachtung des Herrn Karl Kraus abhängig ma-chen. Eine solche vorzunehmen erlaubt ihm – nebst der grundsätzli-chen Weigerung, Manuskripte zu prüfen – sein eigener Beruf nicht,der ihm leider auch nicht eine Minute frei läßt, ja für den er demSchlaf so manche wegnehmen muß. Er ist demnach nicht in der Lage,sich mit etwas anderem als mit seiner eigenen Arbeit zu beschäfti-gen. Die Umschlagnotiz der Fackel ist durchaus keine bloße Forma-lität und muß leider ausnahmslos, auch der würdigsten Intentiongegenüber gelten. Wollen Sie die Freundlichkeit haben, das Manus-kript, das wir verschlossen haben, abholen zu lassen.
Mit wiederholtem Dank undin vorzüglicher Hochachtung