76.2 Brief Verlag Die Fackel an Richard Flatter

Materialitätstyp:

  • Typoskript
  • Kopie

Sender

Verlag Die Fackel
Hintere Zollamtsstraße
Wien
Datum: 14. Oktober 1926

Empfänger

An: Dr. Richard Flatter
Wien
Seite von 1

Sehr geehrter Herr!

Wir danken im Namen des Herrn Karl Kraus bestens für Ihrefreundliche Absicht, aber bedauern sehr, daß Sie sich der Müheder Uebersendung Ihres Manuskriptes unterzogen haben, da wirauf eine vorherige Anfrage sogleich geantwortet hätten, was wirnun antworten müssen: Es ist leider unmöglich, daß Sie die Fort-setzung Ihres Werkes, zu der Ihnen Ihr Beruf nur wenige Stundenfreiläßt, von der Begutachtung des Herrn Karl Kraus abhängig ma-chen. Eine solche vorzunehmen erlaubt ihm – nebst der grundsätzli-chen Weigerung, Manuskripte zu prüfen – sein eigener Beruf nicht,der ihm leider auch nicht eine Minute frei läßt, ja für den er demSchlaf so manche wegnehmen muß. Er ist demnach nicht in der Lage,sich mit etwas anderem als mit seiner eigenen Arbeit zu beschäfti-gen. Die Umschlagnotiz der Fackel ist durchaus keine bloße Forma-lität und muß leider ausnahmslos, auch der würdigsten Intentiongegenüber gelten. Wollen Sie die Freundlichkeit haben, das Manus-kript, das wir verschlossen haben, abholen zu lassen.

Mit wiederholtem Dank undin vorzüglicher Hochachtung