101.22 Information von Max Blatt

Materialitätstyp:

  • Typoskript
Datum: 2. Januar 1929
Seite von 2

Information aufgenommen mit Herrn Max Blatt Wien VI. Linke Wienzeile134 am 2.1.1929.

Ich habe am 5. August 1928 mit Gen.M.Babad das Schoberlied kolportiert. Nach einiger Zeit wurden wirverhaftet. Zuerst führte man uns in die Wachstube Böcklinstrasse und von dort in das Polizeikommisariat Prater. Auf der dortigenWachstube wurden wir von dem Leiter mit den Worten angeredet:Wir sollten uns schämen ein solches Spottlied über unserenPolizeipräsidenten zu verbreiten, vor dem die ganze Welt den Hutzieht. Er sagte, wenn wir dies in Rumänien, Bulgarien, Ungarntäten, wären wir schon längst am Galgen. Wir sollten so etwas inRussland oder Palästina versuchen. Er sagte auch, dass es unsam 15. Juli wahrscheinlich zu gut gegangen sei. Die weiterenWorte die Babad angibt: „Wir hätten Euch alle ausrotten sollen,dann hätten wir endlich einmal von Euch Ruhe. Wenn es abernoch einmal zu einem 15. Juli kommen sollte, dann werden wires schon anders machen“ habe ich nicht gehört. Wenigstens kannich mich nicht erinnern, sie gehört zu haben. Dagegen habe ichgehört, das Babad mit dem Leiter der Wachstube eine Auseinan-dersetzung wegen Kraus und Schober hatte, auch dass der Leiter der Wachstube Miene machte ihm eine Ohrfeige zu geben. Er hattedie Hand schon erhoben.

Ich ging dann auch zum Festplatz zurück undhabe anderen Kolporteuren beim kolportieren geholfen. Davon,dass ein Funktionär die Kolporteure aufforderte die Kolportageeinzustellen, ist mir nur durch Hugo Rosenbaum bekannt. Ichselbst habe nichts gesehen.

KrausSonderausgabe