112.17 Brief RA Botho Laserstein an Kraus

Materialitätstyp:

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Sender

Dr.jur. Botho Laserstein
LANDSBERGER ALLEE 55
BERLIN N O 18
Datum: DEN 15. Februar 1929

Empfänger

An: Herrn Karl Kraus | per Adr. Verlag „Die Fackel“
Hintere Zollamtsstr. 3
Wien
Seite von 3

Sehr verehrter Herr Kraus,

Ich bestätige Ihnen bestens dankend den Eingangdes letzten Briefes sowie der zwei Hefte der „Fackel“.

Ich habe sofort an den Kollegen Sameck den fürden Kerr-Prozeß erforderlichen Erklärungsentwurf abge-schickt. Über die Art, wie er verwandt werden muß, habeich ebenfalls genaue Mitteilung gemacht.

In der Anlage erhalten Sie die von Ihnen ge-wünschte Abschrift des Ausschnitts aus der „New YorkerStaats-Zeitung“ von Mittwoch, den 5. Dezember 1928.

Für den Prozeß Wolff habe ich alle notwendigenVorbereitungen mit Herrn Direktor Fischer besprochen. Ich werde demnächst auch den landsbergschen Schriftsatz

sachlich verantworten und dazu das ausgezeichnete Materialverwenden, das mir der Verlag der „Fackel“ überwiesenhat. Vorerst habe ich dies nicht getan, um zunächsteinmal ein franzmoorisches Mittel gegen den Kerr anzu-wenden. Ich habe also einen ganz wilden Schriftsatz losgelassen und dem Gericht und Herrn Theodor Wolff zu-gestellt. In diesem erkläre ich, daß es meine größteSorge ist, sofort nach Bekanntgabe der Ankunft Rein-hardts einen Termin zu bekommen und davon so recht-zeitige Mitteilung zu erhalten, daß Herr Kraus unbedingtdem Termin beiwohnen kann. Denn Herr Kraus wünscheselbst die Befragung des Herrn Kerr zu übernehmen unddiesem wichtige Vorhaltungen zu machen. Nächste Wochefolgt dann die sachliche Antwort auf Platons – verzeihePlutons Gastmahl. Danach werde ich die Befangenheits-erklärung in Sachen Kerr diktieren. Darf ich dazu – zumPunkt öffentliche Zustellung – Ihre wiener Privatadresseangeben, oder wünschen Sie dies nicht?

Das Kriegsgedicht des Kerr ist im Augenblick fürmich nicht zu verwerten. In der nächsten „Fackel“ wirdes ja wohl seinen Ehrenplatz finden. Ich habe das Gedicht,das mir nicht entgangen war, als das schändlichsteHaltet den Dieb“ empfanden, das je gerufen wurde.

Aber verlassen Sie sich darauf: es geht Großesvor. Kerr wird eines Morgens aufwachen und sich berühmtfinden. Es wird dafür gesorgt, daß der Ruhm des Kerr in

die Ewigkeit eingehen wird.

Bis dahin bin ich mit herzlichen Grüßen fürSie

Ihr ganz ergebenerDr. Laserstein