134.21 Brief Jascha Horenstein an Samek
Materialitätstyp:
- Typoskript
Sender
Jascha HorensteinKaiser Friedrich-Ring 54
Düsseldorf
Empfänger
An: Herrn Rechtsanwalt Dr. Oskar SamekSchottenring 14
Wien
Sehr geehrter Herr Doktor,
durch mehrere und längere Auslandsreisen undeine zeitweilige Erkrankung komme ich erst heute dazu, auf Ihr Schreiben vom 1. März 1930 zu antworten. Ich bitte Sie, dieses Versäumnis gütigstentschuldigen zu wollen.
Leider ist es unmöglich, mich als Zeugen dafür anzuführen, dasdie Bezeichnung des Herrn Dr. Paul Amadeus Pisk als ‚Schliaferl‘berechtigt ist, weil ich gar keinen persönlichen Kontakt mit Herrn Dr. P.hatte, um feststellen zu können, dass Herr Dr. P. ein Schliaferl ist, einMann also, unter dem der Wiener Dialektausdruck – wie Sie mir schreiben –einen widerlichen Schmeichler und Liebdiener versteht. Diese Feststellungmüsste einen persönlichen Umgang, der niemals bestand,zur Voraussetzung haben.
Die „Offenbach-Vorlesungen“ Karl Kraus’ gehören zu den stärkstenEindrücken, die ich als Musiker empfangen habe. Ich schliesse mich voll-kommen den Ausführungen an, die Eduard Steuermann auch namensanderer Musiker gemacht hat, und die in der „Fackel“ veröffentlicht wur-den.
In vorzüglicher HochachtungergebenstHorenstein
Einschreiben!
Kraus – Dr. Pisk 19. MAI 1930