134.52 Brief Samek an Kraus

Materialitätstyp:

  • Durchschlag

Sender

Oskar Samek
Schottenring
I., Innere Stadt
Datum: 25. März 1931
Betreff: Kraus – Dr. Pisk.
Diktiersigle: Dr.S/Fa.

Empfänger

An: Herrn | Karl Kraus
Hotel Hermes. Schiffbauer-|damm
Berlin
Seite von 2

Sehr verehrter Herr Kraus!

Die kurze Begründung der Ihnen bereitsdurch mein Telegramm mitgeteilten Abweisung der Berufung war,dass das Gericht auch nach Führung des Wahrheitsbeweises nichtzur Ansicht gelangte, dass die Handlungen des Herrn Dr. Pisk,die Mitarbeit für zwei Zeitungen entgegengesetzter Richtungund die Haltung gegenüber den Offenbach-Vorlesungen in seinerKritik, den Ausdruck der Schlieferl- und Tinterlpraktiken be-rechtigte. Unter diesen Umständen war es gleichgiltig, ob dasWort Schlieferl gefallen ist oder nur von Schlieferl- undTinterlpraktiken gesprochen wurde und es war daher nicht not-wendig den genauen Tatbestand festzustellen, weil das Gericht der Ansicht ist, dass es für Führung des Wahrheitsbeweisesgleichgiltig ist, ob von Schlieferl- und Tinterlpraktiken gespro-chen wurde. Das Gericht erblickte in der Verwendung des Aus-druckes Schlieferl im Zusammenhang auch nur eine Schmähung undkeine Beschimpfung. Den genauen Wortlaut des Urteiles werde ichIhnen nach Einlangen der schriftlichen Ausfertigung zusenden.

Von der Oesterreichischen Luftverkehrs A.G. erhielt ich ein Schreiben vom 24. März 1931, das ich Ihnen inAbschrift zusende.

Ich grüsse Sie mit dem Ausdruck der Ver-

ehrung

Ihr ergebener

1 Beilage.

Betr. Kraus – Dr. Pisk exp. 25.3.1931.