158.17 Brief Samek an RA Botho Laserstein

Materialitätstyp:

  • Durchschlag

Sender

Oskar Samek
Schottenring
I., Innere Stadt
Datum: 12. Juni 1931
Betreff: Kraus – Kroll-Oper
Diktiersigle: Dr.S/M

Empfänger

An: Herrn | Dr. Botho Laserstein, | Rechtsanwalt
Landsberger Allee 55
Berlin NO 18
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Kollege!

Herr Kraus hat Ihre freundliche Mitteilungvom 8. Juni l.J. erhalten, aus der hervorgeht, dass Sie dasSchreiben der Generalintendanz vom 23. Mai l.J. erst am 8. Junibeantwortet haben. Das Datum 23. Mai erfahren wir erst jetzt;in der zuerst eingesendeten Abschrift des Briefes der General-intendanz war überhaupt kein Datum enthalten. Herr Kraus hat am28. Mai knapp vor seiner Abreise von Ihnen telephonisch erfahren,dass dieses Schreiben kurz vorher eingelangt sei und Sie habenden Wunsch geäussert, es sogleich, das wäre also knapp nach dem28. Mai zu beantworten. Die Unterredung mit dem Generalintendanten,die an neutralem Ort geplant war, konnte infolge seiner Verhin-derung dann doch nicht stattfinden und es wurde mit Herrn Bronsgeest,der der Unterredung beiwohnen sollte, von beiden Teilen vereinbart,die Aufklärung, die der Herr Generalintendant erbeten hatte, einerschriftlichen Darstellung der Vorfälle, die an Herrn Bronsgeest zuleiten sei, vorzubehalten. Sowohl die etwaige Verzögerung derMitteilung des Schreibens der Generalintendanz (das immerhin

vielleicht erst am 28. Mai eingelangt ist), wie die jedenfalls ver-spätete Absendung der Antwort konnte einige Verwirrung stiften,gewiss in dem Falle, dass die schriftliche Darstellung bereits ab-gegangen wäre, die sich unter anderem auf dieses Antwortschreiben schon bezog, aber auch jetzt, da die Generalintendanz die irrigeAnsicht gewinnen könnte, dass Herr Kraus zu dem ursprünglichen Planeiner Unterredung zurückkehren wollte, sodass sie statt derschriftlichen Darlegung zunächst bloss Ihre Antwort in der Hand habe.Die bald einlangende Darstellung wird ja darüber Klarheit schaffen.Jedenfalls möchte Sie aber Herr Kraus dringend bitten, in Zukunft,wenn ein anwaltlicher Schritt sich aus irgend welchen Gründen so sehrverzögert, vorher anzufragen, ob sich an der Sachlage nicht inzwischenetwas geändert habe.

Ausserdem möchte ich Sie bitten, freundlichstNachricht geben zu wollen, wie die Angelegenheit des „Abend“ (Vor-wärts) steht, der ja die Berichtigung, wie Sie inzwischen erfahrenhaben, damals, also wohl knapp vor Pfingsten, gebracht hat, und obes nicht möglich wäre, diese Berichtigung, die einen dreisten Zusatzenthalten soll, ehestens an uns gelangen zu lassen.

Schliesslich erbitte ich Ihre freundliche Nachricht,ob die Volksbühne ihrer Verpflichtung nachgekommen ist.

Mit bestem Dank und Empfehlungen des Herrn Kraus in vorzüglicher kollegialerHochachtung

KrausKroll-Oper exp. am 12.6.1931