165.8 Brief Samek an Kraus

Materialitätstyp:

  • Durchschlag

Sender

Oskar Samek
Schottenring
I., Innere Stadt
Datum: 19. September 1931
Betreff: Kraus – Emil Ludwig
Diktiersigle: Dr. S/K

Empfänger

An: Herrn | Karl Kraus
Am Schiffbauerdamm | Hotel Hermes
Berlin
Seite von 2

Sehr verehrter Herr Kraus!

Von dem Herrn Kollegen Dr. Katz erhalte ich dasfolgende Schreiben. Ich halte es für praktisch, dass Sie, wenn esIhre Zeit erlaubt, die Sache mit ihm gleich direkt besprechen.

Mit besten Grüssen und dem Ausdrucke derVerehrung

Ihr ergebener

Dr. Willy Katz, Rechtsanwalt, Berlin, 17. September 1931.

HerrnRechtsanwalt Dr. Oskar Samek,Wien, I.Schottenring 14.

Sehr verehrter Herr Kollege!

Zu Ihrem freundlichen Schreiben vom 7. September 1931 erlaubeich mir, zu erwidern, dass die Dreimonatsfrist zur Einbringung derKlage gegen Herrn Rowohlt noch nicht verjährt ist, und eine Verjäh-rung für die nächste Zeit auch noch nicht zu befürchten ist. Ich ha-be die Privatklage gegen Ludwig am 21. August ds. Js. eingebrachtund habe darin erwähnt, dass die Kenntnis der beleidigenden Stellenerst „kürzlich“ zur Kenntnis des Herrn Kraus gelangt sei. Ein Gegen-beweis in der Richtung, dass der Privatkläger diese Kenntnis erheb-lich früher besessen habe, ist doch wohl nicht zu befürchten; daherist m.E. zur Erweiterung der Klage gegen R. noch Zeit genug.

Inzwischen habe ich mit dem Schriftsteller von Radecki, derzu dem engeren Freundeskreis von Herrn Kraus gehört, gesprochen und

dabei erfahren, dass Rowohlt sich sogar häufig vor vielen Ohrenrühme, er lese die Bücher seines Verlages nicht. Daher ist wohl inder Tat ein derartiger Einwand zu erwarten.

Sollte sich Herr Kraus zur Erhebung der Klage auchgegen R. entschliessen, so ist mit m.E. bis zum 15. Oktober, evtl.sogar bis zum 1. November ds. Js. Spielraum hierfür vorhanden.

Mit herzlichen Grüssen und vorzüglicherkollegialer HochachtungIhr ergebenerDr. Willy Katz.

KrausEmil Ludwig.