173.8 Brief Deutsches Theater Prag an Verlag Die Fackel
Materialitätstyp:
- Durchschlag
Materialitätstyp:
- Kopie
Sender
Die Direktion | des Deutschen TheatersPrag XII
Empfänger
An: den Verlag „Die Fackel“Hintere Zollamtsstraße 3
Wien III.
Sehr geehrte Herren,
ich danke Ihnen für Ihr liebenswürdigesSchreiben vom 22. v.M. und für das außerordentliche Entge-genkommen des Herrn Karl Kraus, das ich in seiner ganzenBedeutung zu schätzen weiß. Die künstlerischen Bedingungen,die Herr Karl Kraus für eine offizielle Beteiligung an derAufführung von „Madame l’Archiduc“ stellt, sind mir völ-lig verständlich, und ich würde daher von dem liebenswürdi-gen Anerbieten des Herrn Karl Kraus mit größtem VergnügenGebrauch machen, wenn ich nicht befürchten müßte, HerrnKraus dadurch in ganz ungewöhnlicher Weise in Anspruch zunehmen. Bei unserem Repertoir, das mir die Pflege von Oper,Schauspiel und Operette auferlegt, kann ich die Probendis-positionen für die einzelnen, Genres nicht so treffen, wiees die Rücksicht auf einen so prominenten Gastregisseur er-fordern würde, und ich kann Herrn Kraus, der sich in soselbstloser Weise zur Verfügung stellt, andererseits auchnicht zumuten, sich diesem umständlichen Betrieb anzupassen.
Immerhin bitte ich Sie, Herrn Karl Kraus zu versichern, daß ich schon im eigensten Interesse demWerke die sorgfältigste Einstudierung und zwar tunlichstim Sinne der von Herrn Kraus inaugurierten Offenbach-Re-naissance angedeihen lassen werde, zu welchem Zwecke ichauch Herrn Regisseur Wollram zu dem Vortrage nach Wien be-ordert hatte.
Selbstverständlich werde ich auch allenin Ihrem geschätzten Schreiben vom 22. Januar geäußertenWünschen und Bemühungen Rechnung tragen, und es würde michsehr freuen, Herrn Karl Kraus wenigstens inoffiziell beider Erstaufführung am 14. Februar begrüßen zu können. Haben
Sie die Liebenswürdigkeit, diese neuerliche EinladungHerrn Karl Kraus zu vermitteln und genehmigen Sie denAusdruck
vorzüglicher HochachtungVolkner