173.34 Brief Deutsches Theater Prag an Verlag Die Fackel

Materialitätstyp:

  • Typoskript mit handshcriftlichen Annotationen

Materialitätstyp:

  • Kopie

Schreiberhände:

  • Karl Kraus, Bleistift

Sender

DIE DIREKTION | DES DEUTSCHEN THEATERS
PRAG XII
Datum: 26. März 1932
Diktiersigle: Dir.W/No

Empfänger

An: den | Verlag „Die Fackel“
Hintere Zollamtsstrasse 3
Wien III.
Seite von 2

Sehr geehrte Herren,

schon Ihr Schreiben vom 23. Februar l.J. hatmich veranlasst, in Angelegenheit der Textbehandlungvon „Ma-dame l’Archiduc“ an meine Mitglieder die strengsten Weisungenergehen zu lassen, und ich habe dieselbe auf Ihre Zuschriftvom 11. März nachdrücklichst erneuert. Es ist mir verständlich,dass Herr Karl Krauss auf die Einhaltung seines Textes undseiner Regieanweisungen das grösste Gewicht legt, und wenntrotzdem bei unseren Aufführungen einige Abweichungen vorgekom-men sind, so sind diese nur darauf zurückzuführen, dass dasGenre der Operette die strenge Disziplin des Schauspiels nichtkennt. Auf meine Intervention hat sich dies aber doch geändert,und ich glaube nicht, dass die letzten Aufführungen in dieserHinsicht die Veranlassung zu irgend einer Beanständung ergebenhätten.

Auf Ihr letztes Schreiben habe ich auch Erhe-bungen angestellt, wieso Herr Karl Krauss nicht in den Besitzunserer Theaterzeitschrift gekommen ist, deren Uebersendung ichausdrücklich angeordnet hatte, wobei es sich nun herausgestellthatte, dass hier ein Versehen der Buchdruckerei vorliegt, diees unterlassen hat, der strikten Weisung nachzukommen. Wir

holen dieses peinliche Versehen hiermit nach und lassenIhrem Verlag zwei Exemplare unter einem zugehen. Auchan der ungehörigen Bezeichnung von „Madame l’Archiduc“ alsdie beste Nachkriegsoperette“ tragen wir keine Schuld, da essich dabei um die Ankündigung eines Vereins handelte, dessenReklamenotizen leider nicht unserer Zensur unterliegen.

Wir bitten Sie, Herrn Karl Krauss von diesemSachverhalte in Kenntnis zu setzen und ihm neuerlich unserenaufrichtigsten Dank für die an die Prager Aufführung verwendeteMühe und für sein freundliches Interesse zu vermitteln.

Mit dem Ausdrucke vorzüglicher HochachtungVolkner