187.25 Brief RA Johann Turnovsky an RA Friedrich Bill

Materialitätstyp:

  • Durchschlag

Sender

Johann Turnovsky
Vodičkova
Prag
Datum: 24.I.1934
Betreff: Karl Kraus ca: AUFRUF

Empfänger

An: P.T. | Herrn JUDr. Friedrich Bill, Advokat
Krakovská 13
Prag – II
Seite von 2

Es war mir nicht möglich, mich früherzu dem Inhalte Ihres Briefes vom 12. l.M. zu äussern, daich meinem Mandanten von Ihrem Verhalten vorerst Mittei-lung machen wollte.

Dadurch, dass ich mit Ihnen über dieBedingungen, unter welchen Herr Karl Kraus von einer Ver-folgung des Eingriffes in seine Autorrechte abzustehen bereit war, verharre,und korrespondiert habe, ist es zu meinem grössten Bedauerngeschehen, dass die im § 50 des Gesetzes vom 24.XI.1926Nro. 218 der Gesetzessammlung normierte Frist verstrichenist. Dadurch sind Sie der Verfolgung nach dem eben zitiertenGesetze entgangen und ich muss gestehen, dass ich daran des-halb Schuld trage, weil ich mich bei meinem Klienten dafüreingesetzt habe, er möge unter den Ihnen am 11.XII.1933bekanntgegebenen Bedingungen von einer Verfolgung absehen.

Ich wiederhole, dass der in meinem Briefevom 10. l.M. dargestellte Sachverhalt der Wahrheit entsprichtund dass es unwahr ist, dass Sie den ersten Satz der inder Nr. 6–7 des „AUFRUF“ auf Seite 197 veröffentlichtenNotiz nach meinem eigenen Ausspruche verfasst haben.

Ich muss leider darauf verzichten, diesen Tatbe-stand gerichtlich feststellen zu lassen, kann Ihnen jedochversichern, dass ich mich in Zukunft hüten werde, mich füreinen publizistisch tätigen Kollegen einzusetzen und insbe-sondere mit diesem andere als schriftliche Vereinbarungenzu treffen.

Hochachtungsvoll:

KrausAufruf26. JAN. 1934