189.39 Brief Samek an RA Johann Turnovsky

Materialitätstyp:

  • Durchschlag

Sender

Oskar Samek
Reindorfgasse
XIV., Penzing
Datum: 7. Februar 1934
Betreff: Kraus – Gegenangriff
Diktiersigle: Dr.Sa/Ma

Empfänger

An: Herrn | Dr. Johann Turnovsky, | Advokat
Vodickova 33
Prag II.
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Kollege!

Ihr Schreiben vom 2. Februar habe ich HerrnKraus zur Kenntnis gebracht. Die Einwendungen des HerrnDr. Stein zeigen, dass man es mit einem ganz unanständigenGegner zu tun hat, der lediglich darauf ausgeht, denRichter durch sein Vorbringen zu verwirren. Durch die Ab-änderung der Berichtigung ist nun die falsche Bestätigung,dass ein Hochverratsverfahren anhängig war, glücklichdurchgesetzt. Es ist ja offenbar nichts mehr dagegen zumachen, da Sie ja der Abänderung zugestimmt haben und esliegt auch gar nichts daran, da ja das Hochverratsverfahrenebenso wie ein Verfahren gegen die Kriegsmacht des Staatesziemlich die gleiche Tendenz zeigt, es ist aber ärgerlich,dass man mit einer vollständig richtigen Berichtigung beimRichter auf kein Verständnis stösst. Die Begründung desRichters, warum der erste Teil des letzten Absatzes derBerichtigung nicht dem Gesetze entspricht, würde mich wirk-lich interessieren. Es scheint in seinem Gehirn der Gedankevorzuherrschen, dass vor jeder Tatsache, die er für berich-tigungsfähig erklärt, das Wort „behaupten“ stehen muss.Herr Kraus lässt Sie fragen, ob es möglich wäre, dass Sietrotz der Zustimmung zu einer Abänderung, auch diesen Fallnoch der Generalprokuratur unterbreiten.

Zu Ihrem Schreiben vom 3. Februar 1934: Herr Kraus lässt Sie bitten, mitzuteilen, welche Beleidigungen desArtikels vom 14.1.1934 Sie für inkriminierbar halten.

Wenn Sie nur wegen der Worte „trauriger Don Quichotte“ vorgehenwollten, so meint er, dass dies vielleicht nicht ratsamwäre, weil vielleicht der Richter, der die Berichtigungs-klage wegen des Komma abgewiesen hat, dadurch den Wahrheits-beweis für erbracht finden könnte. Herr Kraus lässt Sieweiters darauf aufmerksam machen, dass auch am 21. Jännerein Artikel erschienen ist und bittet Sie, sich diesenanzusehen.

Ich zeichnemit vorzüglicher kollegialer Hochachtungals Ihr ergebener

KrausGegenangriff / 7.2.1934