189.71 Brief Samek an RA Johann Turnovsky

Materialitätstyp:

  • Durchschlag

Sender

Oskar Samek
Reindorfgasse
XIV., Penzing
Datum: 23. August 1934
Betreff: Kraus – | Gegenangriff
Diktiersigle: Dr.Sa/?a

Empfänger

An: Herrn | Dr. Johann Turnovsky, | Advocat
Vodickova 33
Prag II.
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Kollege!

Ich erhielt Ihr Schreiben vom 21.8.1934 und sendeIhnen die mir geschickten Klagsentwürfe mit den folgendenAbänderungsvorschlägen zurück:

1.) Klage gemäss § 1330 AbGB.:

Der erste Absatz enthält einige tatsächliche Unrichtig-keiten und hat folgendermassen zu lauten: „Der Kläger istHerausgeber der in Wien erscheinenden Zeitschrift ‚DieFackel‘ und mehrerer Bücher. Auch die in dieser Zeitschrift erschienenen Publikationen sind zum Teil in Buchform heraus-gegeben worden. Diese Bücher wurden vom Verlag ‚Die Fackel‘ und von einem Leipziger Kommissionär an die Sortiments-buchhandlungen zum Verkauf abgegeben. In letzterer Zeitwurde der Bücherbestand des Klägers, der sich bei einemLeipziger Kommissionär befunden hat und auch ein Teil desBücherbestandes des Verlages der Fackel dem VerlagMelantrich A.G., Prag II. in Generalkommission übergeben,der nunmehr an die einzelnen Buchhandlungen die begehrtenExemplare weiterzuleiten hat. Dieser Verlag hat in einigenPrager Tageszeitungen der interessierten Öffentlichkeitdurch ein Inserat davon Mitteilung gemacht. Eine Veränderungder Verkaufspreise und insbesondere eine Herabsetzung der-selben ist nicht erfolgt und auch nicht mitgeteilt worden.“

2.) Zur Ehrenbeleidigungsklage wegen des Artikels „Mut,Verrat oder Feigheit“:

In der Klage schreiben Sie, der Privatankläger be-schränke sich darauf, folgende Sätze des inkriminiertenArtikels unter Anklage zu stellen. Da die Sätze nicht immeram Anfang des Absatzes stehen, würde ich es für zweckmässig

halten, entweder die Absätze zu nummerieren oder die inkri-minierten Sätze an den Anfang der Absätze zu stellen.

3.) In der Klage gegen den verantwortlichen Redakteur derZeitschrift „Der Sozialdemokrat sind nur einigeSchreibfehler, die ich gleich in dem mir übersendeten Ent-wurf ausgebessert habe.

Ich sende Ihnen die Entwürfe samt den Zeitungs-blättern zurück. Ich wäre aber dafür, die Entwürfe HerrnKraus vor der Einbringung doch vorzulegen. Ich bin nichtder Ansicht, dass Herr Kraus dadurch in seiner Erholunggestört wird, wenn er ein paar Minuten der Durchsicht derKlagen widmet, befürchte aber, wenn dies nicht geschieht,Vorwürfe von ihm für den Fall, dass irgend etwas nicht soausgedrückt ist, wie er es wünscht. Ich empfehle Ihnendaher doch, die Klagsentwürfe Herrn Kraus zu übersenden.

Bezüglich der Berichtigungen teile ich vollstän-dig Ihre Ansicht, ich bitte Sie aber auch, Herrn Kraus noch einmal zu befragen und ihm das mitzuteilen.

Ich zeichne

mit vorzüglicher kollegialer HochachtungIhr ergebener

6 Beilagen

KrausGegenangriff / 23.8.34