195.42 Brief RA Johann Turnovsky an Samek

Materialitätstyp:

  • Typoskript mit handschriftlichen Annotationen

Schreiberhände:

  • Oskar Samek, Bleistift

Sender

JUDr. JOHANN TURNOVSKY
Vodičkova 33
Prag
Datum: 28. Februar 1936
Betreff: Kraus – Soz.Dem.

Empfänger

An: Herrn | JUDr. Oskar Samek, | Rechtsanwalt
Reindorfgasse 18
Wien XIV.
Datum: 29.FEB.1936
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Doktor!

Ich bestätige dankend den Empfang Ihres frdl. Schrei-bens vom 24. d.M. und bitte zur Kenntnis zu nehmen, dass ichden Antrag auf Ladung der Zeugen zur Hauptverhandlung gestelltund mit den Antrage das Gesuch auf Anordnung der Hauptverhandlung fürdie Zeit zwischen dem 2. und 9.III. l.J. verbunden habe. Ichhabe auch wegen der Anordnung der Verhandlung zu diesem Ter-mine interveniert, doch hat mir Herr Dr. Tissek nachgewiesen,dass er an allen Verhandlungstagen in dieser Fristund überhaupt im ganzen Monate März 6 bis 7 Verhandlungentäglich angeordnet hat. Nur für den Fall, dass eine Ver-handlung ausfallen sollte und dass die rechtzeitige Ladungnoch erfolgen könnte, wäre es möglich, die Angelegenheitgegen Soz.Dem. in dieser Frist einzuschalten. Die Wahr-scheinlichkeit ist aber sehr gering. Da also auch der ganzeMärz besetzt ist, dürfte normalerweise erst der Monat Aprilfür die Verhandlung in Betracht kommen. Ich bitte um umge-hende Verständigung, wann Herr Kraus im Monate April nachPrag kommen könnte, um sich an der Hauptverhandlung zu be-

¼ 9h anrufenteiligen, damit ich veranlassen kann, dass die Verhandlung zudiesem Termine angesetzt wird.

Bei dieser Gelegenheit bitte ich zurKenntnis zu nehmen, dass die ursprünglich für heute ange-ordnete Streitverhandlung in Sachen Melantrich von Amtswegenfür den 6.III. l.J. vertagt wurde. Dir. Šalda hat nämlich beiGericht eine Eingabe überreicht und mitgeteilt, er sei verhin-dert, am 28. d.M. zu erscheinen.

In der Angelegenheit gegen „AufrufDr .Bill, Butschowitz, ist es mir gelungen, den dermaligenAufenthalt des Ing. Butschowitz zu ermitteln. Er befindet sichin Olmütz, Kloster Hradisko No. 4. Ich habe daher sofortden Antrag gestellt, die Ladung möge ihm unter dieser Adres-se zugestellt werden und hoffe, dass sie ihn diesmal erreichenwird.

Ihre Mitteilung über die Erkrankung desHerrn Kraus hat mich sehr betrübt. Ich hoffe, dass er be-reits wiederhergestellt ist und bitte, ihm meine bestenGrüsse zu bestellen.

Mit dem Ausdrucke der vorzüglichsten Hoch-achtung und den besten Grüssen

Ihr ergebenerDr. Turnovsky

P.S.

Soeben teilt mir die Kanzleibeamtin des Strafge-richtes telef. mit, dass der Vorsitzende die Hauptverhand-lung für den 3.IV. l.J. angeordnet hat. Da ich mich zu erin-nern glaube, dass am 2.IV. l.J. in Wien die 700. Vorlesung statt-findet, wird dieses Datum Herrn Kraus jedenfalls nicht genehmsein, weswegen ich veranlasst habe, dass die Anordnung der Tag-satzung vorläufig nicht expediert wird. Bitte, mir also mög-lichst umgehend einen Herrn Kraus genehmen Termin im Aprilanzugeben, damit ich die Anordnung zu diesen Termine veranlas-sen kann.

29. FEB. 1936KrausSozialdemokrat