196.62 Brief Samek an RA Robert Herrmann

Materialitätstyp:

  • Durchschlag

Sender

Oskar Samek
Reindorfgasse
XV., Rudolfsheim-Fünfhaus
Datum: 2. März 1936
Betreff: Kraus – Arbeiter Zeitung
Diktiersigle: Dr.S/Fa.

Empfänger

An: Herrn | Dr. Robert Herrmann, | Advocat
Masarykstrasse 25/27
Brünn
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Kollege!

Auf Ihr Schreiben vom 24. Februar 1936 unddem als Beilage eingesendeten Schriftsatz der Gegenseite, fürdie ich Ihnen auch im Namen des Herrn K. bestens danke, habe ichmich sofort an die Arbeit gemacht, um Ihnen das gewünschte Materialzur Beantwortung des Schriftsatzes zur Verfügung zu stellen,respektive, ich habe sogar versucht, den Entwurf eines Gegen-schriftsatzes zu machen, aus dem Sie dann das notwendige Materialentnehmen und, soweit es Ihnen passend erschienen wäre, ganze Stel-len verwenden hätten können. Das, was aber dabei herausgekommenist, war zwar für einen ersten Entwurf vielleicht ganz passabel,konnte aber die Materie nicht erschöpfen und ausserdem fehlt miraugenblicklich die dringend notwendige Mithilfe des Herrn K., dergestern auf 9 Tage nach Prag gereist ist. Ich habe ihm den Ent-wurf und den gegnerischen Schriftsatz mit auf die Reise gegeben;nicht zuletzt hat er diese Stücke deshalb mitgenommen, weil erauf den glücklichen Zufall rechnet, dass Sie möglicherweise indieser Zeit in Prag beruflich zu tun haben könnten, wodurchihm die Gelegenheit gegeben wäre, die Angelegenheit mit Ihnenausführlich zu besprochen, bevor wir an dem Schriftsatz weiterarbeiten. Sollte dieser glückliche Zufall jedoch nicht eintreten,

so lässt er Sie fragen, ob Sie in der nächsten Zeit nicht ein-mal beruflich oder privat in Wien zu tun hätten, so dass mandie Besprechung hier haben könnte. Jedenfalls lässt er Sie aberbitten, den Termin für die Erstattung unseres Schriftsatzesmöglichst weit hinaus erstrecken zu lassen. Wenn die Gegenseitesich fast 1½ Jahre dazu Zeit lassen konnte, um dieses kläglicheElaborat am Tage vor der Hauptverhandlung einzubringen, so mussuns doch die Möglichkeit gegeben werden, in Ruhe eine Gegen-schrift zu verfassen, nicht aber innerhalb einer Zeit von 14 Ta-gen. Ich bitte Sie, mir mitzuteilen, welche Fristerstreckungdurchzusetzen Ihnen gelungen ist und ferner, ob die Hoffnungbesteht, Sie vor Ablauf der Frist zu einer Besprechung in Wien begrüssen zu dürfen.

Mit vorzüglicher kollegialer Hochachtung

Betr. KrausArbeiter Zeitung exp. 2.3.1936.