196.82 Brief RA Felix Gallia an Samek

Materialitätstyp:

  • Typoskript mit handschriftlichen Annotationen

Schreiberhände:

  • Oskar Samek, Bleistift

Sender

Dr. FELIX GALLIA
MASARYKSTRASSE 25/27
BRÜNN
Datum: 8. April 1936
Betreff: Kraus – Arbeiterzeitung.
Diktiersigle: DrG/K

Empfänger

An: Wohlgeboren Herrn | Dr. Oskar Samek, Rechtsanwalt
Reindorfgasse 18
Wien XIV.
Datum: 9. APR. 1936
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Kollege.

Ich habe gestern bei Durchsicht unsererletzten Korrespondenz festgestellt, dass wir uns bisher nochnicht darüber geeinigt haben, ob wir wegen der im Schriftsatz der Gegenseite enthaltenen Beleidigungen eine neue Klageeinbringen sollen.

Bei nochmaliger Prüfung dieser Fragebin ich zu dem gleichen Ergebnis gelangt, wie seinerzeit, näm-lich, dass es doch wohl wenig Sinn hätte, einen neuen Straf-antrag zu überreichen, da das Beweisthema in beiden Verfahrenein im wesentlichen vollkommen analoges ist, das erste schonweit fortgeschrittene Verfahren durch den Zusammenschluss mitdem neuen wahrscheinlich stark verzögert werden würde unddie Strafe, die die Angeklagten zu erwarten haben, vermutlicheine Aenderung auch durch die zweite Klage nicht erfahrendürfte.

Trotz dieser Bedenken will ich dieletzte Entscheidung natürlich Ihnen bezw. Herrn Kraus über-lassen. Zu inkriminieren wären meiner Meinung nach, wenn wiruns zu einem zweiten Strafverfahren entschliessen, aus demgegnerischen Schriftsatz folgende Stellen: Der erste Absatzdes Punktes 1/, der letzte Absatz des gleichen Punktes, dererste Absatz des Punktes 3/, aus dem Punkt 4/ im letzten Absatz

der Satz der beginnt mit den Worten: „So hat im Sommer1934“ und endet mit den Worten: „zu schreiben.“, dererste Satz des Punktes 5/, der zweite und dritte Absatzauf Seite 6, beginnend mit den Worten: „Wenn jedoch“ undendend mit dem Worte: „stellt“, schliesslich auch noch aufder selben Seite der Satz der beginnt mit: „Diese seinenBemühungen“ und endet mit dem Worte: „bekannt“, weiters,im Sinne Ihres geschätzten Schreibens vom 17.3. die Be-hauptung, dass es verschiedene Ausgaben der Fackel gäbe.

Ich bitte Sie, sehr geehrter Herr Kollege, mir,falls Sie die Einbringung des neuen Strafantrages gegenSchramek und Sonka wünschen, morgen Donnerstag im Laufe desNachmittages telefonisch eine Mitteilung zukommen lassenzu wollen, damit ich den Antrag noch vor meinem Urlaubsan-tritt überreichen kann.

Ich bin mit denbesten EmpfehlungenIhr sehr ergebenerDr. Gallia

Mit als dem wie abgibt das wohl hinreichend die Überlegenheit des anderen des TathergangdemonstriertBrügel

KrausArb. Ztg. 9. APR. 1936