70.16 Brief RA Botho Laserstein an Verlag Die Fackel

Materialitätstyp:

  • Typoskript mit handschriftlichen Überarbeitungen

Schreiberhände:

  • Botho Laserstein, schwarze Tinte

Sender

Dr. jur. Botho Laserstein | RECHTSANWALT
LANDSBERGER ALLEE 55
BERLIN NO 18
Datum: 13. November 1928

Empfänger

An: Verlag | „Die Fackel“
Hintere Zollamtsstr. 3
Wien III
Seite von 2

In Sachen Kraus./. Wolff rief Herr Dr. Arendt bei miran und riet, Herrn Rechtsanwalt Alsberg zuzuziehen. Ichhalte dies für unnötig, gebe aber die Anregung weiter, weilich keinerlei Ambitionen habe. Alsberg wird an Honorar etwa5000.–– RM verlangen und würde m.E. gegen Wolff nicht auftretenwollen.

Gleichzeitig teile ich mit, daß ich es für unbedingterforderlich halte, nunmehr den Prozess Müller einzuleiten,um die für uns erwünschten Beweise antreten zu können.

Die Angelegenheit „Hamburger Nachrichten“ werde ich inder gewünschten Weise erledigen.

In Sachen Kerr./. Kraus (Hauptprozess) frage ich an,ob die Klage zugestellt ist. Neuer Verhandlungstermin steht am7. Dezember d.Js. an.

In Sachen Kerr./. Kraus (Einstweilige Verfügung) ist unsinzwischen das Urteil nebst Begründung zugegangen. Ich versprechemir von einer Berufung, aus Gründen, die ich morgen näher darlegen werde,**) liegt schon bei

werde, nicht viel. Ebenso glaube ich, daß die Hauptsache ver-loren gehen wird. Man hat beinahe allen unseren Gründen rechtgegeben und doch ein tendenziöses Kosten U u rteil gegen uns gefällt. DieSache ist so raffiniert begründet, daß man ihnen nicht dahinterkommen wird. Um so notwendiger ist es, jetzt in breitester Oef-fentlichkeit loszuschlagen. Ich bin mit Herrn Fischer dahinübereingekommen, daß nunmehr Herr X. Kerr’s Kriegsgedichte alsGeschenkband verbreiten muß. Kann man ihn nicht vor der Mitwelt,so muß man ihn vor der Fachwelt unmöglich machen.

Das Geld für diese Angelegenheit werden wir schon aufbringen.Zu diesem Zweck wird vielleicht eine Gesellschaft der FreundeKerr’scher Dichtkunst gegründet werden, für die ich Ihnen in dennächsten Tagen Entwurf eines Aufrufes übermitteln werde. DasBuch müßte heißen: „In den Streit gerufen oder Du bist so schön …“Kriegsgedichte von Alfred Kerr und anderen. Motto: „Diese Kriegs-gedichte sind nicht sadistisch . , sondern patriotisch. Ich habe nicht wie Karl Krausdeutschfeindliche, landesverräterische Kriegsgedichte gemacht.Alfred Kerr“.

Das anliegende Urteil nebst Rechtsgutachten bitte ich demKollegen Samek vorzulegen, dessen Meinung zu hören mir wichtigist.

Ich bitte aber um Rückgabe der Unterlagen und um Informationbis Ende der Woche, da die Angelegenheit wegen des bevorstehendenTermins sehr eilt.

HochachtungsvollergebenstDr. Laserstein Rechtsanwalt.