187.15 Brief RA Johann Turnovsky an Samek
Materialitätstyp:
- Typoskript
Sender
JUDr. JOHANN TURNOVSKY | AdvokatVodičkova 33
PRAG II.
Empfänger
An: P.T. | Herrn Dr. Oskar SamekReindorfgasse
Wien.
In Erledigung Ihres Briefes vom 28. v.M. gestatte ich mir mitzuteilen:
Dr. Bill hat sich gewiss einer Illoyalitätschuldig gemacht, indem er die verlangte Berichtigung miteiner, den Vereinbarungen widersprechenden Bemerkung ver-knüpft hat.
Wie ich bereits mitgeteilt habe, habe ichim Namen des Herrn Kraus verlangt, dass die Berichtigung veröffentlicht und in einem Nachsatze bemerkt werde, dassdas Gedicht ohne Genehmigung des Autors abgedruckt worden ist.Dass Herr Kraus Wert darauf legt, dies zu erklären, habe ichsicher nicht gesagt.
Man könnte aus diesem Verhalten die Konse-quenz ziehen, gegen Dr. Bill wegen Verletzung des Autorrech-tes vorzugehen , weil er die ihm gestellten Bedingungennicht erfüllt hat. Ein anderes zivil- oder strafrechtlichesEinschreiten halte ich nicht für geboten.
Die Berichtigung ist wohl nicht an dergleichen Stelle erschienen, wie der zu berichtigende Artikel,jedoch immerhin in der gleichen Rubrik. Der Inhalt istrichtig wiedergegeben und das Wort „Berichtigung“ ist inder Notiz enthalten. Allerdings sind die Bestimmungen desAbsatz § 11 der Pressegesetznovelle insoferne nicht erfüllt,
als die Berichtigung nicht „an der Spitze als Pressbe-richtigung“ bezeichnet ist.
Wenn Herr Kraus jedoch nicht wünscht, dassdie Veröffentlichung einer neuen und dem Gesetze entsprechen-den Berichtigung erscheine, so wird es vielleicht genügen,von Dr. Bill die Aufnahme einer Erklärung zu verlangen,deren Stilisierung ich Herrn Kraus überlassen möchte.Dabei muss man Dr. Bill darauf aufmerksam machen, dassdie Unterlassung der Veröffentlichung der gewünschten Er-klärung das unverzügliche Einschreiten wegen Verletzungdes Autorrechtes zur Folge haben würde.
Indem ich bitte, mir den Text der zu fordern-den Erklärung einsenden zu wollen, zeichne ich
mit vorzüglicher Hochachtung ergebener:Dr. Turnovsky
Kraus – Aufruf3. JAN. 1934