196.101 Brief Samek an RA Felix Gallia

Materialitätstyp:

  • Durchschlag

Sender

Oskar Samek
Reindorfgasse
XV., Rudolfsheim-Fünfhaus
Datum: 26. Mai 1936
Betreff: Kraus – Arbeiter-|zeitung.
Diktiersigle: Dr.Sa/Bl.

Empfänger

An: Herrn | Dr. Felix Gallia, Advokat
Masarykstr. 25/27
Brünn
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Kollege!

Vor allem bestätige ich Ihnen mitbestem Danke auch von seiten des Herrn K. den EmpfangIhrer freundlichen Zuschriften vom 13. und 14.V.1936.Über die Erweiterung seiner Aussage habe ich HerrnHeinrich Fischer sofort geschrieben. Sehr unangenehmwäre die Notwendigkeit, den umfangreichen Schriftsatz in das Tschechische zu übersetzen. Wenn das überhauptmöglich ist, so wird es eine noch grössere Arbeit seinals die Verfertigung. Gibt es keinen Weg, dieser Vor-schrift auszuweichen? Der Vorsitzende muss doch dieSchikane dieses Verlangens deutlich empfinden. Viel-leicht weist er einen Weg an, wie man durch eine kon-zentrierte Inhaltsangabe des Schriftsatzes in tsche-chischer Sprache um die Übersetzung herumkäme, dessenZweck ja mit der Einverleibung in den Akt und mit demStudium durch die Richter vollkommen erfüllt wäre.

Ferner gebe ich Ihnen bekannt, dassals weiterer Zeuge für die Punkte 3 und 4 der schondurch Herrn Fischer zu beweisenden Tatsachen neben

Herrn Prof.Dr. Jaray auch ein emeritierter Konsul destschechischen Staates, Herr Dr.med., phil. und jur. RichardLiska, Prag XII., Fochova 2, in Betracht käme. Ferner über-sende ich Ihnen zur Verwendung für den Prozess eine ausdem Jahre 1927 stammende Berichtigung, die an das ‚NeueWiener Journal‘ ergangen ist, zum Beweise der Ablehnungdes Herrn K., irgendeiner Partei angehört oder ihr Ge-folgschaft geleistet zu haben. Ich bitte Sie, auch nochin Erwägung zu ziehen, ob Herr Dr. Werner nicht mit Rück-sicht auf das mit Ihnen geführte Gespräch doch als Zeugeüber die Absurdität des Vorwurfes, Herr K. könnte aus un-lauteren Motiven seine politische Meinung geändert haben,geführt werden soll. Selbst wenn dieser Zeuge aussagt,dass er den politischen Standpunkt des Herrn K. nicht ein-nimmt, und seine Meinung in dieser Richtung nicht teilt,so wäre die Bekundung über die Unmöglichkeit eines un-lauteren Motives vielleicht doch von Vorteil, ja vielleichtgerade wegen der gegenteiligen Meinung von besonderemWert.

Ich erbitte mir hiezu Ihre Meinungsäusserungund bin, indem ich Ihnen die besten Grüsse des Herrn K. übermittle und Sie selbst bestens grüsse, mit vorzügli-cher, kollegialer Hochachtung,

Ihr ergebener

2 Beilagen.rek.

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