76.12 Brief Verlag Die Fackel an Richard Flatter

Materialitätstyp:

  • Durchschlag mit handschriftlichen Überarbeitungen

Schreiberhände:

  • Frieda Wacha, schwarze Tinte

Sender

Verlag „Die Fackel“
Hintere Zollamtsstraße
III., Landstraße
Datum: 17. Jänner 1934

Empfänger

An: Herrn Dr. Richard Flatter
Mariahilferstr. 1B
Wien VI.
Seite von 8

Sehr geehrter Herr!

Der Umstand, daß unser Schreiben vom 7. Dez. datiert, abererst am 16. aufgegeben wurde, muß Ihnen keine Skrupel verursachen.Er beruht einfach darauf, daß Herr Karl Kraus inzwischen verreistwar und erst nach seiner Rückkehr die Durchsicht des Schreibens vor-genommen hat. Dagegen haben Sie ganz recht getan, es wegen desFriedens der Feiertage liegen zu lassen, und gehen auch in der Mei-nung nicht fehl, daß Ihre Antwort, wenngleich verspätet, immer nochzurechtgekommen sei. Wir hätten sogar nichts dagegen gehabt, wennsie überhaupt nicht gekommen wäre, weil wir, so angenehm es sichseit Jahren mit Ihnen korrespondiert, letzten Endes doch einmal zueinem solchen gelangen möchten, indem wir doch jetzt schon gründlichüber Ihr Wollen und Können unterrichtet sind, weit mehr als Sie sichbei Ihrer ersten Annäherung erwartet haben mögen, und den Fall Flatter so ziemlich abgerundet halten. Der Schlußpassus Ihres Schreibens vom 8. Jänner nun läßt uns für die Zukunft einige Erleichterung er-hoffen. Wir glauben zu verstehen, und wir können es Ihnen durchausnachfühlen, daß Ihnen die Fortsetzung eines Briefwechsels, an dessenAufnahme in jedem Stadium wir uns unschuldig wissen, bereits dochschon etwas Unbehagen verursacht. Ja, Sie deuten an, daß Sie weitereBriefe von unserer Seite – als ob wir etwa die Absicht hätten, IhnenTalentproben für Shakespeare-Verdeutschung einzusenden – als lästigempfänden: Sie würden sie „vielleicht einmal veröffentlichen“, jedochnicht mehr beantworten. Was die bloße Nichtbeantwortung betrifft,so beneiden wir Sie um dieses Auskunftsmittel, das uns Ihnen gegen-über seit Jahren nicht eingefallen ist. Aber auch die Ankündigung einer der Publikation würde, weit entfernt von dem Schrecken einer ge-fährlichen Drohung, insofern eine gewisse Annehmlichkeit verheißen,als uns damit, falls wir einmal dazu kommen, die Produktion desVerlags der Fackel“ zu sammeln, ein Teil unserer Aufgabe abgenommenwürde. Freilich wohl nur ein Teil, denn wir haben erfahrungsgemäßleider nicht so sehr Ursache, Veröffentlichungen als Weglassungen zufürchten, indem Sie vielleicht doch nicht den vollständigen Brief-

wechsel in Druck geben würden, vor allem nicht Ihre eigenen Zuschriften,auf die es doch hauptsächlich ankommt. Wir würden insbesonderebitten, die Angelegenheit Saulus-Paulus nicht zu vergessen, vorallem aber nicht den Ausgangspunkt, wo Sie eine kritische Kompetenzwegen der nämlichen Leistung anrufen, die Sie Ihrer Öffentlichkeitbisher als die Quelle Ihrer Empörung um Shakespeares willen glaub-haft gemacht haben. Es wäre schade, wenn dem Publikum die Grund-lage einer Entscheidung entzogen wäre, ob Sie tatsächlich einenvon allem Anfang an von ihnen erkannten Pfuscher unter Verschwei-gung Ihrer Erkenntnis um Beurteilung Ihrer Fähigkeit gebeten habenoder vielmehr erst durch deren Ungunst dazu gelangt sind, ein un-günstiges Urteil über seine Fähigkeit zu fällen.

Wie immer dem dann sein möchte, jedenfalls wären wir hiermitdem Problem der „Fälschung“ nahegekommen, die Sie uns nunmehr vor-zuwerfen wagen und deren Vorwurf eben der Grund dafür ist, daß wirIhnen trotz der Aussicht einer Veröffentlichung noch einmal mit einerZuschrift lästig fallen möchten. Ihre ungefährliche Drohung gehtvon der etwas naiven Fiktion aus, als ob Briefe des Verlags derFackel für ihren Druck auf die Vermittlung des Adressaten angewiesenwären und dann nur gar eines solchen, der seine Drucklegung (wie erbekennt) „nach kürzester Zeit aus dem Buchhandel zurückzieht“, inwelchen er sie (wie wir wissen) mit nicht geringer Schwierigkeitgebracht hat. Warum wollen Sie denn aber die Veröffentlichungunserer Arbeiten, die wir doch seit Jahrzehnten mit einem gewissenErfolg besorgen, nicht lieber gleich uns überlassen, umsomehr alsSie doch selbst seinerzeit autorrechtliche Bedenken wegen des Ab-drucks fremder Briefe geäußert haben und die eigenen Ihnen viel-leicht auch nicht mehr ganz druckreif erscheinen? Was nun den Vor-wurf der Fälschung und etliche andere Beleidigungen betrifft, diein Ihrer letzten Zuschrift enthalten sind, so dürfte Ihnen ja be-kannt sein, daß uns eine Möglichkeit gewährt wäre, die Berechti-gung dieser Vorwürfe behördlich überprüfen zu lassen. Wir gestehenIhnen aber offen, daß wir, solange es uns nur irgend möglich ist,die Genugtuung vorziehen, Ihnen als Rechtsanwalt mit eigenen Mittelnzu der Einsicht zu verhelfen, daß Sie uns Unrecht getan haben. Injedem Punkt gehen Sie ja leider von völlig falschen Voraussetzungenaus, da nun einmal die Schmach, die unser Unwert Ihrem schweigendenVerdienst erwiesen hat, oder der Umstand, daß es Ihnen bei uns anBeförderung fehlte (falls diese Schlegel’schen Fassungen noch an-

wendbar sind), ihnen den animus injuriandi beigebracht hat. IhreÜberzeugung“, daß wir „uns hüten werden“, Ihren Brief Herrn Kraus zuzeigen, beruht auf einem Optimismus, der etwas Kränkendes hat unddessen Ursache uns glatt unverständlich ist. Wir können nur annehmen,daß Sie nunmehr sich auch der Satire hingegeben haben und daß jeneÜberzeugung eine Pointe in dem Verfolg der diabolischen Absicht be-deutet, zwischen uns und dem Herausgeber der Fackel einen Gegensatzherzustellen und ihn durch uns zu treffen. Das hat er sich selbst zu-zuschreiben, weil er eben „die bequeme Maske des Verlags der Fackelgewählt hat, hinter der Sie immer mit Recht sein wohlbekanntes Gesichtvermutet haben, vielleicht ohne zu ahnen, wie bequem diese Maske ist.Satiriker, der Sie sind, wollen Sie nun diesmal ihn nicht erkennen,da Sie nicht zu glauben vermögen, daß ein so ärmliches Machwerk, ausdem Sie eine piepsige Stimme hören – und hier werden Sie gegen dieUnterzeichnerin ungalant – das Opus des Herrn Karl Kraus sei, dersich unmöglich „derart verändert“ haben könne. Da wir solche Witzekennen, so vermuten wir ganz ernsthaft, daß Sie sich durch unsere Ant-wort besonders verletzt gefühlt haben. Wie würden Sie es denn sonstüber sich bringen, das Opus zu dem „Geist von einer Höhe und Weitezu kontrastieren, dem Sie doch öffentlich solchen Respekt versagthaben, weil er ein Quentchen davon Ihnen schuldig bleiben mußte. OhneIhnen verraten zu wollen, wie weit Herr Karl Kraus an den Briefen desVerlags der Fackel beteiligt ist, können wir Ihnen doch versichern,daß er uns gerade diesmal um den besonders gelungenen Ausdruck dessen,was vorzukehren war, beneidet hat. Etwas wie Zimperlichkeit oder Ge-kränktsein einer alten Jungfer hat er bei wiederholter Lektüre unseresAntwortschreibens darin nicht wahrnehmen können, umsoweniger als erdie „Schläge“ durchaus vermißt, die er „eingesteckt“ haben soll. Auchwir verstehen nicht, was für „kunstgerecht angebrachte Boxhiebe“ Sieeigentlich meinen. Sollte sich das vielleicht auf Ihre Broschüre be-ziehen, so könnte man doch nicht gut mißverstandene und verflachtesprachkritische Erkenntnisse der Fackel als Schläge, oder entstellteAngaben über eine Urteilsbewerbung als kunstgerechte Boxhiebe auf-fassen. Natürlich haben Sie ganz recht mit der Ansicht, daß es demHerausgeber der Fackelnie um die Person des Angegriffenen, sondernimmer nur um die Sache ging, die er vor unbefugtem Zugriff zu schützenbemüht war“. Eben der Fall ist ja aber gegeben. Es handelt sich ja doch

gerade um den Schutz des höchsten Sprachguts gegen den unbefugten Zu-griff eines ehrgeizigen Dilettantismus, der im eigentlichen Sinne derLiebhaberei, als Zeitvertreib neben dem bürgerlichen Beruf, als Aus-füllung der Mußestunden, die der Volksmund leider Musestunden nennt,sogar [¿¿¿] Sympathie verdiente, und solange er nicht auf Publizität und Podiumaspiriert, gewiß nicht zu jenen Auswüchsen der Advokatur zu zählenwäre, die von der Fackel bereits gemeinsam mit Franz Klein behandeltworden sind. Aber daß sein öffentlicher und nun gar kritisch-aggressiverVorstoß von einer Sprachgerichtsbarkeit abzuweisen ist, die von ihmselbst angerufen wurde – das wollen wir doch nicht im Ernst bezweifeln!Daß Dilettanten, durch keine grundsätzliche und individuelle Ablehnungverschüchtert, schließlich auf die ihnen bewilligte Prüfung, weil siemit aller Anerkennung des Strebens ungünstig ausfällt, ungemäß reagie-ren – davon könnte doch weiß Gott kein Verdacht auf die Befangenheitdes Beurteilens fallen! Schon Ihr erstes Anerbieten mit einer Wendungwie, wenn wir uns recht erinnern, von der „guten Tante Tieck“, alsomit der Herabsetzung hoher Sprachmeisterschaft durch eine Ahnungslosig-keit, die einen deutschen Shakespeare mittels Diktionärschöpfung ge-rettet glaubt, hätte schärfere Abweisung als den Hinweis auf die Um-schlagnotiz der Fackel verdient. Seither haben Sie keine Ruhe gegeben,und wir möchten Sie ernstlich fragen, ob Sie anderes gewollt haben alswas Sie entrüstet leugnen; sich in das Feld der Aufmerksamkeit desHerausgebers der Fackel zu begeben. Selbstverständlich haben Sie „keinanderes Sinnen und Trachten“ gekannt, als Ihrem Ehrgeiz, der sich nuneinmal auf den erschreckten Schwan von Avon geworfen hat und sich imSprachgebiet verheerend auslebt, das Plazet der Fackel zu erringen.Eine vollständige Veröffentlichung Ihrer Briefe – wagen Sie sie doch! –würde jedem Leser den psychologischen Sachverhalt mit nicht zu über-bietender Anschaulichkeit vermitteln. Daß Ihnen dieses Plazet nichtnur nicht zuteil werden konnte, sondern daß Ihnen nur der Rat erteiltwurde, den Wahn das gediegenste Übersetzungsbüro könnte ein Gedichtübersetzen, aufzugeben und damit vor allem die erbarmungswürdige Müh-sal meiner heillosen Entgleisung der Shakespeare-Sonette zu beenden –das hat Sie unbändig gemacht und zu jener Broschüre hingerissen, derenpsychischen Antrieb selbst die entstellende Darstellung im Persönlichenerkennen lassen mußte. Diese Broschüre wurde von uns ganz und gar nichtunnötig in die Debatte gezerrt“, weil der Antrieb, der Sie zu IhrerBrünner Prozedur und zu deren Mitteilung an uns hinriß, dem analogen,alten Bedürfnis entsprang, mit der Sphäre der Fackel in Berührung zu

kommen. Gehen Sie, wenn Sie der Ehrgeiz weitertreibt, mit uns zu Ge-richt und wir werden den Sachverhalt beweisen. Vielleicht genügt esaber, daß Sie mit sich selbst zu Gericht gehen, um zu erkennen, daßSie aus gekränktem Ehrgeiz handeln und an demjenigen Vergeltung üben,dessen Instanz Sie angerufen haben und der mit bestem Wissen und Ge-wissen nicht imstande war, Ihnen das Urteil zu sprechen, das Sie sichgewünscht ha b tt en. Anspruch auf Dankbarkeit dafür, daß er etliche Arbeits-nächte geopfert hat, um Ihren angebotenen Beweis einer Besserung zuprüfen und zu besprechen, und gar dafür, daß er Sie vor einer unfrucht-baren Anstrengung bewahren wollte, erhebt er keineswegs. Aber daß Sieseine programmatische Verachtung der Übersetzerei, durch die befeuertSie seine Instanz aufsuchten, so ins Unbewußte rücken konnten, um alsEnglischkenner gegen ihn aufzutrumpfen, war nach Ihrem brieflichenBetragen so wenig zu erwarten, wie daß der „Geist von einer Höhe undWeite“ als Pfuscher vor dem Fachmann dastand, der von ihm die Ge-nehmigung seines Wirkens für Shakespeare erbeten hatte.

Daß Sie es nunmehr gar unternehmen würden, die Darlegung IhresShakespeare-Ehrgeizes, Ihres intellektuellen Ausbreitungsbedürfnissesals „Unterschiebung schäbiger materieller Motive“ hinzustellen unddamit noch Gegenpsychologie zu treiben – darauf waren wir vollendsnicht gefaßt. Wir fragen Sie, in welcher Stelle unserer Antwort wirIhnen die Absicht auf „geldliche Vorteile“ unter stellt schoben haben. Siehaben ja vollkommen recht, sich über einen Vorwurf zu empören, derIhnen nie gemacht wurde! Wenn wir von der „Ausdehnung im Buchhandelsprachen, so meinten wir doch wahrhaftig nicht, daß Sie eine solcheaus Geldgier anstrebten. Welche Idee! Geld sollte noch mit Ihren Be-mühungen um Shakespeare zu verdienen sein! Wir meinten doch bei Gotteher das Gegenteil. Wie sollten wir zweifeln, daß Sie zu jedem mate-riellen Opfer bereit wären, um dem Ziel Ihres rein geistigen Strebensnäher zu kommen? Und waren Sie denn nicht dazu bereit? Wir legen keinenWert auf die Information, aber wir können uns doch nicht gut des Wissensentschlagen, daß Ihr Verleger trotz Ihrem mäzenatischen Entschluß, dieDruckkosten zu zahlen, nicht sehr willfährig und erst nach Zusprucheiner kunstsinnigen Kaffeefirma geneigt war, sich in das Gedränge IhrerKampfschrift einzulassen. Sie eröffnen uns freilich, daß Sie sich ent-schlossen hatten, diese „nach kürzester Zeit aus dem Buchhandel zu­rückzuziehen“, weil sie bei den Ihnen maßgebenden Personen ihre Aufgabe

bereits erfüllt hatte und weil Ihnen „überdies zu Ohren gekommen war,Herr Kraus sei krank und die Fackel erscheine nicht mehr“. Diese Zu-sammenhänge sind uns nicht ganz verständlich. Warum ein Werk aus demBuchhandel zurückziehen, wenn es bei einzelnen, denen man es ja in billigererMaschinenschrift vermitteln könnte, seine Aufgabe erfüllt hat? Offenbartut man es dann, solches wenn sich durch die Wirkung auf eine Mehrheit dieEinsicht Bahn gebrochen hat, daß es ein verfehltes Mittel war, denliterarischen Ehrgeiz zu befriedigen. Der zweite, mehr humanitäre Grundist dadurch hinfällig, daß wir Ihnen, wenn Sie schon nicht selbst Er-kundigung eingezogen haben, ein vollgültiges Gesundheitszeugnis ein-senden könnten. Das Motiv, daß die Fackel nicht mehr erscheine, bietetfreilich, wiewohl das auch nicht stimmt, eine gewisse Ursächlichkeitmit der Zurückziehung Ihrer Broschüre, insofern nämlich, als derenAbsatz auf das Erscheinen der Fackel gegründet war. Wir könnten IhnenZeugen dafür stellen, daß die verlegerische Aussicht eine Befassungder Fackel mit Ihrer Broschüre einkalkuliert war, und einer der wenigenKäufer hatte Gelegenheit, die diesbezügliche Hoffnung gleichsam frischvom Zapfen zu empfangen. Das alles hat aber doch beileibe nichts das geringste mit dem einem Vorwurf einer von Finanzspekulation gegen Sie zu schaffen , ! der gegen Sie zu erheben wäre. Wie Sie dazu kommen, „die Verdächtigung materieller Gewinnsucht“, dieSie mit vollem Recht als den „pursten Unsinn“ bezeichnen, aus unseremBrief herauszulesen, ist uns schlechthin unverständlich. Und nichtminder unsinnig ist die Supposition, man habe Ihnen – aus eigener schmutziger unsauberer Denkungsart – zugetraut, daß Sie als Vorleser „aus derjetzigen Situation unseres Verwaltungsobjektes“ schmutzigen Vorteilziehen wollten. Man hat in Wahrheit bloß darstellen wollen, daß Sie sichauch hier in der ideellen Nähe des Herausgebers der Fackel wohl fühlen.

Hauptsächlich aber möchten wir – ohne ernstlich eine Antwortzu erbitten – an Sie die Gewissensfrage richten, ob Sie wirklich glau-ben, daß, wenn in dem folgenden Tatbestand eine „Fälschung“ zu erblickenwäre, sie unser Werk sei. Sie schreiben: „Krampfhaft bemüht, sich einen,daß Gott erbarm’! witzigen Abschluss zu verschaffen“ (glauben Sie dasdoch ja nicht!) „zitieren Sie mich falsch, indem Sie unter Anführungs-zeichen als meine Behauptung wiederholen, ich hätte alles getan, wasmir möglich war, während ich doch geschrieben hatte: ‚Ich glaube, damitalles getan zu haben, was mir in dieser Hinsicht möglich war – –‘“.Wir möchten Sie fragen, ob Sie wirklich überzeugt wären, auf einenRichter mit dem Tonfall der Enthüllung Eindruck zu machen, wenn Sieeine völlige Kongruenz als Abweichung darstellen. Sie haben tatsächlich

den von Ihnen zitierten Satz geschrieben: Ich glaube usw. Wir aberhaben nie unter Anführungszeichen als Ihre Behauptung wiederholt, Siehätten alles getan, sondern wir haben bloß Ihren Glauben bestätigt,indem wir schrieben, daß wir was Sie glauben „zugeben“, und nun habenwir den Inhalt dessen, was Sie glauben, in Anführungszeichen zitiert.Diese waren notwendig, um den künftigen Leser (der ja auch Ihren Briefvor sich hätte und eine „Fälschung“ erkennte) die Übernahme IhresArguments darzustellen. Wir wollten ja doch nicht sagen: „Wir geben zu,daß Sie glauben, alles getan zu haben“, sondern wir wollten sagen:Wenn Sie glauben, alles getan zu haben, so geben wir dies zu. Ver-missen Sie vielleicht in dem völlig korrekten Zitat des Glaubensinhal-tes die Worte: „in dieser Hinsicht“? Deren Übernahme wäre aber, da janur von „dieser Hinsicht“ die Rede ist, stilwidrig. Sie werden sagen,es liege, da Sie die Worte „in dieser Hinsicht“ reklamieren oder den„Glauben“ statt bestätigt wiederholt haben wollen, keine Übersetzungvor, sondern bloß eine Nachdichtung; aber gerade diese wird IhremGedanken völlig gerecht. Wir können uns unmöglich dazu aufraffen, eineArglist zu vermuten, die hier, in dieser durchaus sinngerechten, tadel-losen Zitierung eine Fälschung entdeckt. Vielmehr glauben wir, geradean diesem Beispiel den Mangel an sprachlichem Empfinden zu erkennen,der Ihre Konsequenz in der Verdeutschung Shakespeares erklärt.

Schluss damit!“ bemerken, wenngleich in ganz anderer Be-ziehung. Sie wollen nämlich keinen Brief mehr vom Verlag der Fackel haben, da Sie, wie Sie so freundlich sagen, zwar „Ihrem großen Gegner immer, abwehrend und angreifend, zu Verfügung stehen, aber nur ihmpersönlich, nicht seinen Handlangern und Verwaltern“. Wir wissen nicht,was Sie zu diesem Anspruch berechtigt, da Sie doch höchstens angrei-fend jenem persönlich gegenüberstehen könnten würden . Was die Abwehr betrifft,können Sie ja keineswegs behaupten, daß Sie bisher durch persönlicheBegegnungen verwöhnt worden sind, so daß Sie auf einmal Grund hätten,enttäuscht zu sein. Im Gegenteil ist Ihnen doch – wenn man von einerkleinen Coupletstrophe absehen will – jede Ablehnung ausschließlichdurch den Verlag der Fackel widerfahren, hinter dem sich der großeGegner verschanzt hat, sooft Sie sich ihm mit Talentproben oderBesserungsbeweisen genähert haben. Wir zweifeln nicht, da Sie ihndiesmal erkennen werden, hoffen aber, daß wir uns auf das Versprechenam Schluß Ihres Briefes – einer möglichen Publikation und sicheren

Nichtbeantwortung – verlassen können.

Mit vorzüglicher Hochachtung