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Anfang Mai 1933
daß ich mit diesem Resultat längeren Nachdenkens
und vielfacher Versuche, das Ereignis und die
bewegende Kraft zu erfassen, beträchtlich hinter den
Erwartungen zurückbleibe. Denn sie waren vielleicht
höher gespannt als jemals gegenüber dem Zeit-
polemiker, von dem ein populäres Mißverständnis
die Leistung verlangt, die als Stellungnahme be-
zeichnet wird, und der ja, sooft ein Übel nur einiger-
maßen seiner Anregbarkeit entgegenkam, auch das
getan hat, was man
gibt Übel, vor denen sie nicht bloß aufhört eine
Metapher zu sein, sondern das Gehirn hinter ihr,
das doch an solchen Handlungen seinen Anteil hat,
sich keines Gedankens mehr fähig dächte. Ich fühle
mich wie vor den Kopf geschlagen, und wenn ich,
bevor ich es wäre, mich gleichwohl nicht begnügen
möchte, so sprachlos zu scheinen, wie ich bin, so
gehorche ich dem Zwang, auch über ein Versagen
Rechenschaft zu geben, Aufschluß über die Lage,
in die mich ein so vollkommener Umsturz im
deutschen Sprachbereich versetzt hat, über das
persönliche Erschlaffen bei
und Aufrichtung einer Diktatur, die heute alles
beherrscht außer der Sprache. Daß der Versuch
zu einer geistesgemäßen Verarbeitung der Ein-
drücke, die das Schauspiel unerschöpflich und er-
schöpfend bietet, daß diese starke und niederwerfende
Problematik auch dem Selbsterhaltungstrieb Raum
gewähren könnte, mag durch das Bekenntnis vor
unerschrockenen Lesern wettgemacht sein ; umsomehr,Schwadron Coll. / Kraus, K.
Fahnenabzug
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Bleistift, unten links, Angabe zum Standort der Archivalie: „Schwadron Coll. / Kraus, K.“
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