kritisch fragen«, wie der Diebold Kulturkritik treibt
und zur rechten Zeit anbringt. Denn er weiß, daß
Offenbach bei den
ist wie ich beim Diebold, und gewohnt, ihn zu
treffen, wenn er mich meint, treibt er gewissermaßen
zwei Fliegen für den erhofften Schlag zusammen.
Umso sicherer, wenn er mich noch ausdrücklich
nennt, um dem Verdacht des
alles zu geben, was gebraucht wird. Nie wäre es
ihm natürlich in den Sinn gekommen, Offenbach
zu hassen, wenn er mich nicht haßte, aber jetzt
läßt sich einmal auch aussprechen, was sonst nur
zwischen den Zeilen Raum
eigentlich an der Verbreitung eines Übels schuld
ist, das dem Diebold sonst eher stagelgrün aufläge.
Der Umweg freilich, den er zum guten Ziele nimmt,
ist langwierig. Da werden zunächst alle überstan-
denen Leiden aufgezählt, die die völkische Seele
ertragen mußte bis zur »gewaltigen politischen Um-
w
bewußtsein wandelt«. Diebold gibt ein Bild der Ver-
lotterung, die bis zum erreichten Heil »in den
Gesellschaftsformen« eingerissen war, nicht etwa in
den Umgangsformen (die in Gesellschaft nie hyste-
risch ausarten sollten), sondern in den sittlichen
Belangen. Der Bankrotteur übelster Sorte sei gedul-
det worden, einen »bürgerlichen Tod« — Diebold
übersetzt gleich, damit die Nazi nicht irregehen :
»Mort civil« — den gab es überhaupt nicht ; keine
Schuld mehr konnte zur Ächtung führen. Lauter
goldene Worte über Verhältnisse, die zwar nicht
direkt auf Offenbach zurückzuführen sind, aber einem
Mann wie Diebold über die Hutschnur gehen mußten. Auch im Verhalten des Publikums zur Presse wurde die Gleichgül-
tigkeit zu völliger Würdelosigkeit.
Legende
- Drucktext
- Typoskript
- Handschriftlicher Text, Karl Kraus
- Handschriftlicher Text, Druckerei oder Karl Kraus
- Graphenfolge in schwarzer Tinte
- Graphenfolge in Blei
- Graphenfolge in rotem Farbstift
- Graphenfolge in blauer Tinte
- Graphenfolge in blauem Farbstift
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- Zurückgenommene Unterstreichung
- Graphenfolge mit Umrandung
- Zurückgenommene Umrandung
- Handschriftlicher Text, nachgezogen (keine Varianz erkennbar)
- Überschreibung mit Variante Überschreibung mit Varianz (Mouse-Over legt untere Textschicht frei)
- | – vereinheitlichtes Korrektur- und Einfügungszeichen
- – Tilgung (Deleatur)
- – Vertauschung (Transposition)
- Unsichere[?] Entzifferung[?]
- ¿¿¿¿¿¿¿ – nicht entzifferte Graphenfolge
- / – Start bzw. Ende einer Markierung für die Fackel Nr. 890-905
Jerusalemer Konvolut,
fol. [29] recto.
Standort, Signatur
National Library of Israel, Jerusalem, Abraham Schwadron Collection, Schwad 01 19 290.1.
Paginierung oben rechts: "29" (Schwarze Tinte (Karl Kraus))
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Textträger, Grundschicht,
Digitalisat
Gehört zu:
Druckfahnen – Fahnenabzüge (vor dem Umbruch), umfassen 268 von 293 Blatt des Konvoluts. Höhe 210 mm, Breite 142 mm. Druckqualität variabel: stellenweise Blitzer, vielfach Doublieren (‚Schmitze‘).
Leichte bis (vor allem bei den ersten Seiten) mittlere mechanische Schäden – Knicke, Risse, selten Fehlstellen – vor allem im Bereich der Blattränder. Vielfach verschmutzte Blattränder, im Blattinneren leichte bis selten mittlere Verschmutzung durch vmtl. Druckerschwärze, Griffecken und anderes. Stellenweise leicht stockfleckig. Brandschäden kleinsten Ausmaßes auf wenigen fols.
Digitalisiert von der National Library of Israel mit 300 dpi, 1.737 bis 2.016 Pixel Breite und 2.566 bis 2.816 Pixel Höhe.
Anmerkung:
Zerschossene Schriftlinie im unteren Seitenbereich (gekennzeichnet).
Bearbeitungsschichten
- Schwarze Tinte (Karl Kraus)
- Schwarze Tinte