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dieser Fall eines Mißverständnisses, 9indem „ein echter und
schöner ethischer Fanatismus dem Gesicht vom toten, vergesse-
nen und weggeworfenen Soldaten Wahrheit und Kraft gibt“ und
am nächsten Tag die Vereinigten Vaterländischen Verbände
Bayerns gegen die „gemeinste Verhöhnung des toten Frontsol-
daten“ protestiere; es sei, wie wenn Proletarier gegen die
„Weber“ protestierten, „weil sie sich in der Darstellung
ihres Schicksals und ihrer Leiden verhöhnzt fühlten“. Statt
der Schieber, hatten sich die Geschobenen gemeldet. Es war
umso interessanter, als dieselben Wortführer dort, wo ihnen
das Rassenmerkmal gelegen kam, die analoge Betrachtung des
Frontsoldaten für ihre Zwecke benüztzt hatte, indem sie, natür-
lich ohne autorisiert zu sein, in einem Flugblatt jene Hyänen-
szene der „Letzten Nacht“ verbreitete|| n, deren Sprecher des
toten Frontsoldaten doch exemplarisch spotten. Schon damals,
gegenüber dem Mangel jeder Ahnung über eine Identität der
Ansichten und der Autorschaft, habe ich der Problematik
zwischen Wahnschaffe und Schwarz-Gelber den Ausdruck gegeben,
es sei vielleicht wirklich noch erfreulicher, von der Stupidi-
tät an die Seite der Schakale und Hyänen gerückt zu werden
als ihr Helfer gegen diese zu sein. Die Schwierigkeit, die
sich der nationalen Kulturkritik nicht nur durch die Diver-
genzen innerhalb meines Gesamtwerks, sondern schon innerhalb
einer und derselben Partie ergibt, macht es begreiflich, daß
sie mich bei der Säuberung übergangen hat, was mir vielfach
den Verdacht zugezogen hat, daß sie mich rechts liegen ließ.
Aber solche Schwierigkeit wiegt nichts gegenüber der Mühsal
des Versuchs, die Sprache ariogermanischen Wesens zu deuten,
wenn derjenoige das Wagnis unternimmt, der sie ihm wiederge-
geben hat und dem mit der Berechtigung auch der ehrliche
Wille zuerkannt sein muß, sie zu verstehen, wenn schon nicht
zu billigen. Daß ich sie nicht billige, dürfte sich gezeigt
haben; daß ich sie aber auch nicht verstehe, muß der Vorwurf
bleiben, der mich an die Seite Europas rückt, dessen kultu-
relle Erhaltung bis heute nicht mein Antrieb war und dessen
Untergang in der gelben und schwarzen Flut mir beiweitem kein
schöner ethischer Fanatismus dem Gesicht vom toten, vergesse-
nen und weggeworfenen Soldaten Wahrheit und Kraft gibt“ und
am nächsten Tag die Vereinigten Vaterländischen Verbände
Bayerns gegen die „gemeinste Verhöhnung des toten Frontsol-
daten“ protestier
„Weber“ protestierten, „weil sie sich in der Darstellung
ihres Schicksals und ihrer Leiden verhöhnzt fühlten“. Statt
der Schieber, hatten sich die Geschobenen gemeldet. Es war
umso interessanter, als dieselben Wortführer dort, wo ihnen
das Rassenmerkmal gelegen kam, die analoge Betrachtung des
Frontsoldaten für ihre Zwecke benüztzt hatt
lich ohne autorisiert zu sein, in einem Flugblatt jene Hyänen-
szene der „Letzten Nacht“ verbreitete|| n, deren Sprecher des
toten Frontsoldaten doch exemplarisch spotten. Schon damals,
gegenüber dem Mangel jeder Ahnung über eine Identität der
Ansichten und der Autorschaft, habe ich der Problematik
zwischen Wahnschaffe und Schwarz-Gelber den Ausdruck gegeben,
es sei vielleicht wirklich noch erfreulicher, von der Stupidi-
tät an die Seite der Schakale und Hyänen gerückt zu werden
als ihr Helfer gegen diese zu sein. Die Schwierigkeit, die
sich der nationalen Kulturkritik nicht nur durch die Diver-
genzen innerhalb meines Gesamtwerks, sondern schon innerhalb
einer und derselben Partie ergibt, macht es begreiflich, daß
sie mich bei der Säuberung übergangen hat, was mir vielfach
den Verdacht zugezogen hat, daß sie mich rechts liegen ließ.
Aber solche Schwierigkeit wiegt nichts gegenüber der Mühsal
des Versuchs, die Sprache ariogermanischen Wesens zu deuten,
wenn derjenoige das Wagnis unternimmt, der sie ihm wiederge-
geben hat und dem mit der Berechtigung auch der ehrliche
Wille zuerkannt sein muß, sie zu verstehen, wenn schon nicht
zu billigen. Daß ich sie nicht billige, dürfte sich gezeigt
haben; daß ich sie aber auch nicht verstehe, muß der Vorwurf
bleiben, der mich an die Seite Europas rückt, dessen kultu-
relle Erhaltung bis heute nicht mein Antrieb war und dessen
Untergang in der gelben und schwarzen Flut mir beiweitem kein
Legende
- Drucktext
- Typoskript
- Handschriftlicher Text, Karl Kraus
- Handschriftlicher Text, Druckerei oder Karl Kraus
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- Zurückgenommene Umrandung
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- Überschreibung mit Variante Überschreibung mit Varianz (Mouse-Over legt untere Textschicht frei)
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- – Tilgung (Deleatur)
- – Vertauschung (Transposition)
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- ¿¿¿¿¿¿¿ – nicht entzifferte Graphenfolge
- / – Start bzw. Ende einer Markierung für die Fackel Nr. 890-905
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Jerusalemer Konvolut,
fol. [289] recto.
Standort, Signatur
National Library of Israel, Jerusalem, Abraham Schwadron Collection, Schwad 01 19 290.1.
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Textträger, Grundschicht,
Digitalisat
Gehört zu:
Typoskriptblätter – Schluss des Textes, umfasst 11 Blatt des Konvoluts. Höhe 260 mm, Breite 194 mm. Letzter, nicht bzw. erst in der Fassung für die Fackel Nr. 890–905 gesetzter Absatz des Textes.
Leichte mechanische Schäden – Knicke, selten Risse der Blattränder – und ebenso leichte Verschmutzungen (v. a. Griffecken). Horizontale Falz auf halber Höhe von ursprgl. Faltung.
Digitalisiert von der National Library of Israel mit 300 dpi, 2.456 bis 2.520 Pixel Breite und 3.192 bis 3.312 Pixel Höhe.
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