Welt ergossen, ohne vom »deutschen« Geiste auch nur zu reden,
erfüllen diese Spekulanten alle deutschen Buch- und Bilderläden, alle
sogenannten »Volks-«, das heißt Aktientheater, mit groben, gänzlich
schalen und nichtigen Bildungen, auf welchen immer die anpreisende
Empfehlung »deutsch« und wieder »deutsch« zur Verlockung für die
gutmütige Menge aufgekleckst ist. Und wirklich sind wir so weit,
das deutsche Volk damit bald gänzlich zum Narren
emacht zu sehen : Die Volksanlage zu Trägheit und Phlegma
wird zur phantastischen Selbstgefallsucht verführt ; bereits
spielt das deutsche Volk zum großen Teil in der beschämenden Ko-
mödie selbst mit, und nicht ohne Grauen kann der sinnende
deutsche Geist jenen törichten Festversammlungen mit
ihren theatralischen Aufzügen, albernen Festreden
und trostlos schalen Liedern sich zuwenden, mit denen
man dem deutschen Volke weismachen will, es sei etwas ganz Be-
sonderes, und brauche gar nicht erst etwas werden zu wollen.Aber man hat immerhin für Bayreuth angeordnet,
auf das Horst Wessel-Lied zu verzichten, das ja
doch auch unvereinbar wäre mit einer Gesinnung,
die zu finden gewagt hat : daß das einfache Angstgefühl derjenigen Völker, welche
sonst der deutsche Geist beeinflußte, es ist, was diese jetzt gänz-
lich von uns abgewendet und der vollen Hingebung an die
französische Zivilisation zugeführt hat . . da sie sehr richtig wenigstens
die echte Ware der gefälschten vorziehen.Daß das Bekenntnis zu einem, der so etwas geäußert
hat, nun gar obligat, ja in das Vaterlandsgefühl
einbezogen sein soll, ist umso schwerer vorstellbar,
als er dieses selbst angezweifelt hat : Wie der Patriotismus den Bürger für die Interessen des Staates hell-
sehend macht, läßt er ihn noch in Blindheit für das Interesse der
Menschheit überhaupt . . . .Auf der Suche nach einem philosophischen Treu-
händer des nationalsozialistischen Gedankens wäre
somit Wagner vorweg abzulehnen. Es wird sich über-
haupt schwer so etwas finden lassen, und mehr dem
Werdenden vorbehalten sein, dem Schoß der Geistig-
keit eines Lebens, das in allem Organischen die
Fabriksgeburt offenbart. Lange schon zeigte sich, daß
das neudeutsche Sortiment nichts Gutes im Schilde
Legende
- Drucktext
- Typoskript
- Handschriftlicher Text, Karl Kraus
- Handschriftlicher Text, Druckerei oder Karl Kraus
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- | – vereinheitlichtes Korrektur- und Einfügungszeichen
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- – Vertauschung (Transposition)
- Unsichere[?] Entzifferung[?]
- ¿¿¿¿¿¿¿ – nicht entzifferte Graphenfolge
- / – Start bzw. Ende einer Markierung für die Fackel Nr. 890-905
Jerusalemer Konvolut,
fol. [53] recto.
Standort, Signatur
National Library of Israel, Jerusalem, Abraham Schwadron Collection, Schwad 01 19 290.1.
Paginierung oben rechts: "53" (Schwarze Tinte (Karl Kraus))
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Textträger, Grundschicht,
Digitalisat
Gehört zu:
Druckfahnen – Fahnenabzüge (vor dem Umbruch), umfassen 268 von 293 Blatt des Konvoluts. Höhe 210 mm, Breite 142 mm. Druckqualität variabel: stellenweise Blitzer, vielfach Doublieren (‚Schmitze‘).
Leichte bis (vor allem bei den ersten Seiten) mittlere mechanische Schäden – Knicke, Risse, selten Fehlstellen – vor allem im Bereich der Blattränder. Vielfach verschmutzte Blattränder, im Blattinneren leichte bis selten mittlere Verschmutzung durch vmtl. Druckerschwärze, Griffecken und anderes. Stellenweise leicht stockfleckig. Brandschäden kleinsten Ausmaßes auf wenigen fols.
Digitalisiert von der National Library of Israel mit 300 dpi, 1.737 bis 2.016 Pixel Breite und 2.566 bis 2.816 Pixel Höhe.
Bearbeitungsschichten
- Schwarze Tinte (Karl Kraus)