ja doch hundert Jahre nach Goethe in die deutsche
Kultur trat, so hat sie dem Diebold, der ihr an-
haftet, erlaubt, sich programmatischer auszusprechen.
Wenn er sich aber beeilte, der neuen Macht seine
Tüchtigkeit darzureichen, so geschah es nicht so
sehr zu dem geringfügigen Zweck seiner Selbster-
haltung, als in der sittlicheren Absicht, ihre Aufmerk-
samkeit auf einen ihm unbequemen Autor zu lenken,
dessen erhofftes Schweigen ihm das Gefühl der
eigenen Sicherheit noch erhöhen mochte. Er glaubte|
legen könnte, aber er unternahm diesen bloß mit
dem Erfolg, es zu unterbrechen. Daß man im neuen
Staat entschlossen ist, »dem überhandnehmenden
Denunziantentum entgegenzutreten« wie allen sonsti-
gen Einzelaktionen, die man fördert, davon hatte
Diebold nichts zu befürchten, als er sich mit dem
Artikel einstellte, dessen Titel eine Frage war, die
einen gewissen Zweifel zu bekunden schien : Und die Kultur ?Anstatt aber als der Kulturmensch, den er doch
immerhin mit der Fähigkeit des ehemaligen Burg-
theaterkomparsen darstellt, die Frage glatt zu ver-
neinen, kam er dem Umschwung mit Erwartungen
entgegen, deren leise Skepsis höchstens den Schmerz
hervortreten läßt, daß Reinhardt geopfert wurde, dieses theatralische Genie, das die deutschen Klassiker in vorbildlicher
Weise im Sinne der Dichtung für Generationen neugestaltet hat.Da diese somit doch versorgt wären, kann sich
Diebold den positiveren Vorzügen der nationalen
Kulturreform hingeben, und da gelangen wir gleich
in medias res dessen, was er eigentlich auf dem
Herzen hat :
Legende
- Drucktext
- Typoskript
- Handschriftlicher Text, Karl Kraus
- Handschriftlicher Text, Druckerei oder Karl Kraus
- Graphenfolge in schwarzer Tinte
- Graphenfolge in Blei
- Graphenfolge in rotem Farbstift
- Graphenfolge in blauer Tinte
- Graphenfolge in blauem Farbstift
Getilgte GraphenfolgeZurückgenommene Tilgung- Unterstreichung
- Zurückgenommene Unterstreichung
- Graphenfolge mit Umrandung
- Zurückgenommene Umrandung
- Handschriftlicher Text, nachgezogen (keine Varianz erkennbar)
- Überschreibung mit Variante Überschreibung mit Varianz (Mouse-Over legt untere Textschicht frei)
- | – vereinheitlichtes Korrektur- und Einfügungszeichen
- – Tilgung (Deleatur)
- – Vertauschung (Transposition)
- Unsichere[?] Entzifferung[?]
- ¿¿¿¿¿¿¿ – nicht entzifferte Graphenfolge
- / – Start bzw. Ende einer Markierung für die Fackel Nr. 890-905
Jerusalemer Konvolut,
fol. [26] recto.
Standort, Signatur
National Library of Israel, Jerusalem, Abraham Schwadron Collection, Schwad 01 19 290.1.
Paginierung oben rechts: "26" (Schwarze Tinte (Karl Kraus))
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Textträger, Grundschicht,
Digitalisat
Gehört zu:
Druckfahnen – Fahnenabzüge (vor dem Umbruch), umfassen 268 von 293 Blatt des Konvoluts. Höhe 210 mm, Breite 142 mm. Druckqualität variabel: stellenweise Blitzer, vielfach Doublieren (‚Schmitze‘).
Leichte bis (vor allem bei den ersten Seiten) mittlere mechanische Schäden – Knicke, Risse, selten Fehlstellen – vor allem im Bereich der Blattränder. Vielfach verschmutzte Blattränder, im Blattinneren leichte bis selten mittlere Verschmutzung durch vmtl. Druckerschwärze, Griffecken und anderes. Stellenweise leicht stockfleckig. Brandschäden kleinsten Ausmaßes auf wenigen fols.
Digitalisiert von der National Library of Israel mit 300 dpi, 1.737 bis 2.016 Pixel Breite und 2.566 bis 2.816 Pixel Höhe.
Bearbeitungsschichten
- Schwarze Tinte (Karl Kraus)