nichts als Blut und Erde, jedes Schlagwort eine
Handgranate, Volltreffer jeder Blick aus diesen
Einheitsgesichtern von Autoren, die
ausschauen ; der trostlose Optimismus einer Ge-
neration, die |von »
gehört hat und sich dadurch zu nichts verpflichtet
fühlt als zur Wiederholung und zur Vergewaltigung
der Mitmenschheit. Betrieb einer Büromantik von
Befreiungskrie
von Verwendbaren : Belletristen, Gesundbeter und
nun auch jene Handlanger ins Transzendente, die
sich in Fakultäten und Revuen anstellig zeigen, die
deutsche Philosophie als Vorschule für den Hitler-
Gedanken einzurichten. Da ist etwa der Denker
Heidegger, der seinen blauen Dunst dem braunen
gleichgeschaltet hat und klar zu erkennen beginnt,
die geistige Welt eines Volkes sei die Macht der tiefsten Bewahrung seiner erd- und bluthaften
Kräfte als Macht der innersten Erregung und weitesten
Erschütterung seines Daseins.Ich habe immer schon gewußt, daß ein böhmischer
Schuster dem Sinn des Lebens näherkommt als ein neu-
deutscher Denker. Warum das Volk durch seine erd- und
bluthaften Kräfte erregt und erschüttert sein muß
und wie es dadurch auf einen grünen Zweig kommen
könnte, das zu sehen ist natürlich mehr Sache des
Glaubens als der Beweisführung ; immerhin fühlt
man sich an den Einwand bei Gogol erinnert, de
Mann, aber warum gleich Sessel zertrümmern ?
Heidegger, der zeitgemäß »Wehrdienst des Geistes«
traktiert, unterläßt ja keineswegs, zu sagen, wie man
handeln soll : Man muß handeln im Sinne des fragenden, unge-
deckten Standhaltens inmitten der Ungewißheit des
Seienden im Ganzen.Zum Glück gibt die Zeitung, die es zitiert,
einen Anhaltspunkt : Prüfe und behalte das Beste : Berna-Käse.Gleichwohl tappt man. Das Bekenntnis zu Blut-
und Erdverbundenheit, mit dem sich jetzt diese
abgründigen Worthelfer der Gewalt beeilen,
könnte vielleicht an jene Gefahr der Verbindung
denken lassen, die zwar nicht in der Philo-
sophie, aber in der Medizin als Tetanus bekannt
Legende
- Drucktext
- Typoskript
- Handschriftlicher Text, Karl Kraus
- Handschriftlicher Text, Druckerei oder Karl Kraus
- Graphenfolge in schwarzer Tinte
- Graphenfolge in Blei
- Graphenfolge in rotem Farbstift
- Graphenfolge in blauer Tinte
- Graphenfolge in blauem Farbstift
Getilgte GraphenfolgeZurückgenommene Tilgung- Unterstreichung
- Zurückgenommene Unterstreichung
- Graphenfolge mit Umrandung
- Zurückgenommene Umrandung
- Handschriftlicher Text, nachgezogen (keine Varianz erkennbar)
- Überschreibung mit Variante Überschreibung mit Varianz (Mouse-Over legt untere Textschicht frei)
- | – vereinheitlichtes Korrektur- und Einfügungszeichen
- – Tilgung (Deleatur)
- – Vertauschung (Transposition)
- Unsichere[?] Entzifferung[?]
- ¿¿¿¿¿¿¿ – nicht entzifferte Graphenfolge
- / – Start bzw. Ende einer Markierung für die Fackel Nr. 890-905
Jerusalemer Konvolut,
fol. [54] recto.
Standort, Signatur
National Library of Israel, Jerusalem, Abraham Schwadron Collection, Schwad 01 19 290.1.
Paginierung oben rechts: "54" (Schwarze Tinte (Karl Kraus))
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Textträger, Grundschicht,
Digitalisat
Gehört zu:
Druckfahnen – Fahnenabzüge (vor dem Umbruch), umfassen 268 von 293 Blatt des Konvoluts. Höhe 210 mm, Breite 142 mm. Druckqualität variabel: stellenweise Blitzer, vielfach Doublieren (‚Schmitze‘).
Leichte bis (vor allem bei den ersten Seiten) mittlere mechanische Schäden – Knicke, Risse, selten Fehlstellen – vor allem im Bereich der Blattränder. Vielfach verschmutzte Blattränder, im Blattinneren leichte bis selten mittlere Verschmutzung durch vmtl. Druckerschwärze, Griffecken und anderes. Stellenweise leicht stockfleckig. Brandschäden kleinsten Ausmaßes auf wenigen fols.
Digitalisiert von der National Library of Israel mit 300 dpi, 1.737 bis 2.016 Pixel Breite und 2.566 bis 2.816 Pixel Höhe.
Bearbeitungsschichten
- Schwarze Tinte (Karl Kraus)
- Bleistift