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85sichtspunkt für uns nur sekundärer Natur ist — auch
uns in Deutschland lebenden Juden durch diese angeblich in unserem
Interesse verübte Hetze ein ganz außerordentlich schlechter
Dienst erwiesen wird. Ist es das Dokument einer Gesinnung, das Ergebnis
der raffiniertesten Vergewaltigung, oder beides zu-
gleich ? Wenn es ein jüdisches Dokument ist, so ist
es doch auch ein deutsches Kommuniqué▒ die Kunst-
fertigkeit, Sachanhalte aufzuklären, bis das Gegenteil
| einleuchtet, Tatbestände im Wortschleim zu ersticken,
Unrecht zurechtzumachen, den Elephanten zur Mücke,
den Mord zur Meinungsverschiedenheit und den
Einbruch bayrischer Nationalsozialisten zu einer
Schießerei, die | aus bisher nicht bekannter Ursache an der deutsch-österreichischen
Grenze zwischen österreichischen Heimatsangehörigen und
einer Gruppe bisher noch unbekannter Personen entstand. Kaum ermeßbar, was dieser Typus leistet, wenn er
die Belagerung eines Landes als »interne Angelegen-
heit« vor der Welt zu vertreten hat. Es ist die Mit| -
horde des Generalstabs, wie die der Redaktion, so
sprach der Berliner Anwalt über »Literatengezänke«,
so spricht der Lügner vor dem Weltgericht über die
Schießerei und der jüdische Ehrenvorsitzende über
Differenzen. Er legtspeziell noch eine Lanze für
das »bodenständige Bayerntum« ein und versichert
schließlich, er habe sich stets dagegen gesträubt, wenn Herr Professor Einstein durch-
aus zum deutschen Gelehrten gestempelt werden sollte. Immer schon habe er erklärt die deutschen führenden Juden würden es begrüßen,
wenn er seinen Schreibtisch und seine Sternwarte
nch Jerusalem oder irgendwo nach Amerika verlegen wollte, da
die Wissenschaft durch diesen Ortswechsel nichts
verlieren und das Deutschtum nur gewinnen könnte. Naumann heißt er und hat es im Neuen Wiener
Journal gesagt.Nun, d ie Erkenntnis, daß die Greuel-
propaganda eine Lügenpropaganda sei, bleibt unbeEs könnte Es ist imstande▒ Den Antisemitismus, den es leugnet,
zehnfach zu rechtfertigen ?▒rechtfertigt es zehnfach. Dnicht wahr haben will,-
uns in Deutschland lebenden Juden durch diese angeblich in unserem
Interesse verübte Hetze ein ganz außerordentlich schlechter
Dienst erwiesen wird. Ist es das Dokument einer Gesinnung, das Ergebnis
der raffiniertesten Vergewaltigung, oder beides zu-
gleich ? Wenn es ein jüdisches Dokument ist, so ist
es doch auch ein deutsches Kommuniqué
fertigkeit, Sach
| einleuchtet, Tatbestände im Wortschleim zu ersticken,
Unrecht zurechtzumachen, den Elephanten zur Mücke,
den Mord zur Meinungsverschiedenheit und den
Einbruch bayrischer Nationalsozialisten zu einer
Schießerei, die | aus bisher nicht bekannter Ursache an der deutsch-österreichischen
Grenze zwischen österreichischen Heim
einer Gruppe bisher noch unbekannter Personen entstand. Kaum ermeßbar, was dieser Typus leistet, wenn er
die Belagerung eines Landes als »interne Angelegen-
heit« vor der Welt zu vertreten hat. Es ist die M
sprach der Berliner Anwalt über »Literatengezänk
so spricht der Lügner vor dem Weltgericht über die
Schießerei und der jüdische Ehrenvorsitzende über
Differenzen. Er legt
das »bodenständige Bayerntum« ein und versichert
schließlich, er habe sich stets dagegen gesträubt, wenn Herr Professor Einstein durch-
aus zum deutschen Gelehrten gestempelt werden sollte. Immer schon habe er erklärt die deutschen führenden Juden würden es begrüßen,
wenn er seinen Schreibtisch und seine Sternwarte
die Wissenschaft durch diesen Ortswechsel nichts
verlieren und das Deutschtum nur gewinnen könnte. Naumann heißt er und hat es im Neuen Wiener
Journal gesagt.
propaganda eine Lügenpropaganda sei, bleibt unbe
| ver
| nach Wolff
| wehr
| e
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| ausgerechnet
Jerusalemer Konvolut, fol. [86] recto
Pagination oben rechts: "85". (Tinte, schwarz (Karl Kraus))
Textträger
Standort, Signatur:
Grundschicht, Material: Fahnenabzug, Höhe 210 mm, Breite 142 mm
Zustand
Bibliotheksstempel der National Library of Israel, Jerusalem, recto, unten rechts.
Weitere Textschichten
- Tinte, schwarz (Karl Kraus)
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Datierung (terminus post quem)
Grundschicht: 31. 03. 1933 (zitierter Text)